Herz-Kreislauf-System

Blutgefäße brauchen Belastung

09.11.2012, 10:49 Uhr


Astronauten haben nach ihrer Rückkehr auf die Erde häufig mit einer orthostatischen Hypotonie zu kämpfen. US-amerikanische Wissenschaftler haben nun einen Grund hierfür entdeckt.

Bei einer orthostatischen Hypotonie kommt es zu Schwindel oder sogar einer Ohnmacht, wenn man versucht, rasch aufzustehen. Dieses Phänomen kennen viele Menschen, bei Astronauten ist es jedoch besonders ausgeprägt. Wissenschaftler um Michael Delp untersuchten das Absacken des Blutdrucks daher bei Mäusen, die auf verschiedenen Spaceshuttle-Missionen mitgeflogen waren, genauer. Sie stellten fest, dass die Tiere – die wie Menschen nach der Rückkehr auf die Erde unter orthostatischer Hypotonie litten – in den ersten Tagen nach der Landung des Spaceshuttle in den Zellen ihrer Blutgefäße geringere Mengen des Protein Ryanodin-Rezeptor-3 bildeten. Dieses Protein ist für die Kontraktion von Muskelzellen wichtig, stellt in der Schwerelosigkeit des Alls, wo das Blut nicht entgegen der Schwerkraft transportiert werden muss, jedoch offenbar vorübergehend seine Tätigkeit ein. Ausgehend von dieser Erkenntnis hoffen die Studienautoren, einen Weg zu finden, um dem Problem der orthostatischen Hypotonie bei Astronauten künftig begegnen zu können. Damit böte sich dann unter Umständen auch ein Hilfsansatz für Senioren, bei denen das plötzliche Absacken des Blutdrucks aufgrund der geringeren Gefäßflexibilität ebenfalls ein häufigeres Problem ist und zu einem erhöhten Sturzrisiko beiträgt.

Behnke, B. J. et al.: FASEB Journal, Online-Vorabpublikation, DOI 10.1096/fj.12-218503 fj.12-218503


Dr. Beatrice Rall