Kommentar

Der Fluch der kreativen Zerstörung

Stuttgart - 25.10.2012, 16:00 Uhr


Erinnern Sie sich noch an Ralf Däinghaus? Seines Zeichens Mitbegründer der Versandapotheke DocMorris und eine zeitlang das "enfant terrible" der deutschen Apothekerinnen und Apotheker. Die Financial Times lobt ihn 2008 als kreativen Zerstörer.

Er hat den deutschen Apothekern das Fürchten gelehrt, einen Prozess nach dem andern geführt und den Weg bereitet für den Arzneimittelversandhandel in Deutschland. Der damalige Celesio-Chef Fritz Oesterle war so begeistert von dieser Idee, dass er DocMorris für über 200 Mio. Euro kaufte, in Kauf nahm, viele seiner Kunden zu verprellen und darauf setzte, mit DocMorris den Weg für Ketten in Deutschland zu ebnen. Sie wissen, wie das Spiel ausging.

Das Blatt wendete sich: Däinghaus stieg aus, kümmert sich heute um Senioren-Freizeit. Oesterle verabschiedete sich und arbeitet heute bei Lidl und Co.

Dem neuen Celesio-Chef war die Versandapotheke von Anfang an ein Dorn im Auge. Man wollte das ungeliebte Anhängsel los werden und begab sich auf die Suche nach einem Käufer. Doch so recht wollte den Arzneiversender niemand haben. Der Marktwert ging in die Knie. Nun hat zur Rose 25 Millionen zusammengekratzt und DocMorris gekauft. Vom einem Wert von über 200 Mio. auf 25 Mio. Euro – vermutlich konnte man das Werk eines kreativen Zerstörers nur auf diesem Weg wieder loswerden. Liegt da ein Fluch über DocMorris? Der Fluch der kreativen Zerstörung? Celesio kann froh sein, dieses Anhängsel los zu sein.

Ob Zur Rose damit kreativ umgehen kann, wird sich zeigen. Das in der Schweiz ansässige Unternehmen, eine AG, die im Besitz von etwa 2000 Ärzten ist, betreibt in der Schweiz einen Pharmagroßhandel und Arzneimittelversand und in Österreich unterhält sie Pick-up-Stellen in dm-Filialen. Alles sehr kreativ, oder nicht? Man darf gespannt sein, wie lange. Manchmal wirken solche Flüche lange nach.. 


Peter Ditzel