Keimbefall in Charité

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung

Berlin - 22.10.2012, 14:42 Uhr


Nach dem Tod eines Babys in Berlin durch Keime im Krankenhaus ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Das Baby kam auf einer Station der Charité am Campus Virchow-Klinikum zur Welt. Die Ermittlungen richten sich gegen unbekannt. Das Kind war an einer Infektion mit Serratien-Keimen gestorben, weitere erkrankten. Die Suche nach dem Infektionsherd läuft.

Unklar ist, ob andere Frühchen oder Babys mit schweren Erkrankungen jetzt in Lebensgefahr sind. Am Montag hielt sich die Klinik mit Auskünften bedeckt. Das im Oktober gestorbene Baby war mit einem Herzfehler geboren worden. Am Sonntag hieß es seitens der Charité, sie zähle sieben Patienten mit invasiven Infektionen und 15 Patienten mit einem Keimnachweis ohne Erkrankung auf den betroffenen Stationen. Obwohl für zwei neonatologische Stationen im Virchow-Klinikum ein Aufnahmestopp verhängt worden sei, werde die Versorgung von Früh- und Neugeborenen in der Charité in vollem Umfang gewährleistet. Sie werde von den Neugeborenenstationen am Campus Mitte übernommen.

Nach bisherigen Angaben einer Charité-Sprecherin soll der Zustand eines Frühchens kritisch sein. Der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, sagte im Sender RBB Inforadio am Montag allerdings, der Zustand der Babys sei stabil. Bis zum Mittag gab es dazu keine neuen Angaben, auch nicht zu laufenden Untersuchungen.

Die Suche nach dem Herd der Infektion ging weiter. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Gesundheitsamtes Berlin-Mitte wurde gebildet. Das Team werde die Lage analysieren und weitere Schritte beraten, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung. Vertreter der Charité, des Robert Koch-Instituts, des Landesamtes für Gesundheit und Soziales und der Senatsverwaltung für Gesundheit wollten am Nachmittag erstmals zusammentreten.

Indessen berichtete der „Tagesspiegel“, dass Babypflegebäder, die inzwischen aus dem Drogeriehandel zurückgerufen wurden, keimbelastet gewesen sein sollen. Wer die umstrittenen Mittel untersucht, war noch unklar.

Laut Staatsanwaltschaft soll in dem Ermittlungsverfahren geklärt werden, wie die Keime in die Klinik gelangten und ob daraus strafrechtliche Vorwürfe entstehen können.


dpa/DAZ.online