DAT: Politische Diskussion

Dispensierrecht statt Dienstbereitschaft?

13.10.2012, 11:36 Uhr


Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Biggi Bender, regt an, über neue Modelle in der Notdienstversorgung nachzudenken. Ihre Idee: Ärzte, die Bereitschaftsdienst haben, könnten von der Apotheke mit einem gewissen Medikamentensortiment ausgestattet werden, die sie an die Patienten abgeben können.

Die nun von der Koalition angedachte Notdienst-Pauschale ist aus Benders Sicht problematisch. Sie habe zwar etwas „Plausibles“ - aber was wäre etwa mit den Früh- und Spätdiensten von städtischen Apotheken? Hier könne es zu unerwünschten Mitnahmeeffekten kommen. Es gehe schließlich darum, Apotheken zu stärken, die besonders belastet sind, weil sie so viele Notdienste machen müssen. Diese könnten beispielsweise dadurch entlastet werden, dass Ärzte im Notdienst Arzneimittel abgeben. Diese sollten von einer Apotheke kommen, auch von ihr abgerechnet werden, wenn sie abgegeben werden.

Hierfür erntete Bender keinen Beifall. Karin Graf, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der ABDA, betonte, dass die Einführung des Dispensierrechts kein Weg sei, die Probleme der Apothekerschaft zu lösen. Auch wenn die Notdienstpauschale noch nicht bis zum Ende ausgetüftelt sei – sie sei jedenfalls eine Würdigung dafür, „dass sich der Apotheker die Nacht um die Ohren schlägt“, auch wenn nur wenige Kunden ihn beanspruchen. Auch DAV-Chef Fritz Becker bezeichnete den Vorschlag als „völlig indiskutabel“. Er ergänzte, dass er auch die im Notdienst relevante Selbstmedikation völlig außer Acht lasse.

Selbst bei Karl Lauterbach (SPD) kam die Idee nicht an. Mit ihrem Dispensiervorschlag habe Biggi Bender „die rot-grüne Mehrheit schon sehr schwer gemacht“.

Bender lenkte gegenüber der Apothekerschaft bedingt ein: „Wenn das nichts ist, dann schlagen Sie Alternativen vor“.


Kirsten Sucker-Sket