Kommentar

Pulverdampf und Kuschelkurs

11.10.2012, 16:50 Uhr


Tumulte, Proteste, Revolte – es lag Pulverdampf in der Luft. Die Unzufriedenheit einiger Apothekerinnen und Apotheker der Basis über die Arbeit der ABDA, über unerreichte oder vermeintlich nicht erreichte politische Forderungen hatte sich im Vorfeld des Apothekertags angestaut.

Es funktionierte. Man traf sich, sprach sich ein wenig aus und mehr aneinander vorbei. Der Pulverdampf hatte sich verzogen, auch wenn beide Seiten unzufrieden auseinandergingen. Fazit: Man sollte sich vielleicht öfters mal treffen, um mehr miteinander als übereinander zu sprechen. Vielleicht klappt das bald, wenn sich die ABDA zukünftig mit mehr Transparenz und Offenheit zeigen will. Laut Noch-ABDA-Präsident Wolf habe man dazugelernt. Sein Nachfolger wird es hoffentlich verinnerlichen.

Und so konnte auch unser Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr in fast kuscheliger Atmosphäre seine reichlich beklatschte Rede halten – die Bodyguards an der Bühne hatten keinen Einsatz: Bahr bot wenig Angriffsfläche. Denn im Mittelpunkt seiner Rede stand – und da ist er ein echter Profi – das, was die FDP und ihr Koalitionspartner für die Apotheken erreicht haben. 25 Cent sind zwar nicht viel, das ist ihm bewusst, aber immerhin: es war erstmals Schwarz-Gelb, die das Fixhonorar der Apotheker überhaupt anpackten, ein Anfang ist gemacht. Wo er Recht hat...

Außerdem legt man noch 120 Mio. drauf als „Anerkennung“ für den Notdienst auch in ländlichen Regionen, wofür es Beifall gab. Und überhaupt: Es ist die FDP, die die inhabergeführte und unabhängige Apotheke hoch hält: „Es gibt nichts Besseres!“ (Beifall).

Es war auch die jetzige Regierung, die die Versandapotheken des Auslands in die Knie zwang und gleiche Bedingungen für alle durchsetzte. Und bei den anstehenden Abschlagsverhandlungen sollen die Kassen wissen, dass die Regierung von 1,75 Euro ausgeht (Beifall).

Fazit: Kaum ein Buh, viel Beifall, ein bisschen Kuscheln auf beiden Seiten. Auch wenn man, wie Wolf deutlich machte, mit 25 Cent nach neun Jahren nicht zufrieden sein kann, eine Anpassungsregelung braucht und bei der Rezeptur- und BtM-Gebühr einen Nachschlag erwartet. Ich glaube, Bahr möchte weiterhin Gesundheitsminister bleiben. Da könnte noch was gehen...


Peter Ditzel