Schmerztherapie

Neue Erkenntnisse zur Placebo-Wirkung

Hamburg - 11.10.2012, 10:27 Uhr


Die Erwartungshaltung beeinflusst beim Wechsel von Arzneimitteln deren Wirksamkeit. Dabei wird die Erfahrung, die der Patient mit dem ersten Arzneimittel gemacht hat, mitgenommen und mindestens teilweise auf das folgende übertragen.

Hat zum Beispiel das erste Analgetikum eine schlechte Wirkung gezeigt, werde auch die Wirkung des nächsten nicht zufriedenstellend sein. Das sagte Priv-Doz. Dr. med. Ulrike Bingel Ende September auf dem 85. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Hamburg gemäß einer Presseinformation der Gesellschaft. Bingel arbeitet als Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

Die Medizinerin ließ gesunde Freiwillige schlechte Erfahrungen mit einer vermeintlichen Schmerzsalbe machen: Die Probanden bekamen an verschiedenen Stellen der Haut zwar die gleiche Salbe, wussten aber nicht, dass die Forscher mittels Hitze unterschiedlich starke Schmerzreize erzeugten. Tags darauf erhielten sie dann statt der Salbe ein Schmerzpflaster, und der Schmerzreiz wurde um 30 Prozent verringert. Wer nun zuvor schlechte Erfahrungen mit der Salbe gemacht hatte, stellte auch mit dem Pflaster weniger Schmerzlinderung fest.

Angesichts dieser Resultate erscheine etwa das Stufenschema der WHO zur Schmerzbehandlung mit der sukzessiven Anwendung immer stärkerer Wirkstoffe als fragwürdige Strategie, so Bingel.


Dr. Bettina Hellwig


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