Deutscher Apothekertag 2012

Bahr: Wünsche mir von ABDA mehr Offenheit für Veränderungen

München - 10.10.2012, 10:00 Uhr


„Mehr Offenheit für Veränderungen“ wünscht sich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) mit Blick auf die zum Jahresende anstehenden Neuwahlen der künftigen ABDA-Führung: „Ich glaube, dass sich auch die Apotheke Veränderungen stellen muss“, sagte Bahr im DAZ-Interview zum Auftakt des Deutschen Apothekertages 2012 in München: „Ich wünsche mir sicherlich mehr Offenheit für Veränderungen.“

Zum ersten Mal besucht Daniel Bahr (FDP) als Bundesgesundheitsminister den Deutschen Apothekertag. Dort wird er zu den Delegierten sprechen. Er sei nicht gekommen, um mit den Apothekern die Friedenspfeife zu rauchen, so Bahr im DAZ-Interview: „Ich brauche mit den Apothekern keine Friedenspfeife rauchen, weil ich nie Krieg mit ihnen geführt habe. Im Gegenteil: Wir haben in dieser Legislaturperiode viel für die Stärkung der Arzneimittelsicherheit und der Arzneimittelversorgung getan.“

Trotzdem kann sich der FDP-Politiker nach den zurückliegenden harten Diskussionen mit der Apothekerschaft über die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) und über die Honorarerhöhung einen Seitenhieb auf die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) nicht verkneifen. Er habe erlebt, „wie schwer es ist, dass eine mit der ABDA-Spitze getroffene Vereinbarung auch akzeptiert wird.“ Bahr: „Die Interessen der Apotheker vor Ort entsprechen offenbar nicht immer der Haltung der offiziellen Verbandsvertreter.“ Offenbar sei es sehr schwer, „mit einer Stimme für die Apotheker zu sprechen“. Es gebe nicht „die Apotheke“, sondern große Unterschiede.

Als Beispiel nannte Bahr die von ihm mit der Novelle der ApBetrO vorgesehenen „Erleichterungen“ für die Apotheken. Bahr: „Dann war es der Wunsch der ABDA, QMS verpflichtend einzuführen, auf einem Laborabzug zu bestehen und zu mehr Regelungen zu kommen. Heute erlebe ich, dass genau das häufig vor Ort kritisiert wird, obwohl das die Forderung der Apotheker war. Aber das müssen die Apotheker mit sich in ihren Organisationen ausmachen. Ich werde weiter mit allen Apothekerorganisationen sprechen, und am Ende entscheidet die Politik.“

Verständnis zeigte Bahr für die Position des Deutschen Apothekerverbandes bei den anstehenden Verhandlungen über den Kassenabschlag: Er ärgere sich darüber, „dass Schiedssprüche nicht akzeptiert werden und dagegen geklagt wird“. Bahr weiter: „Ich ärgere mich, dass es in der Selbstverwaltung ein konfrontatives Gegeneinander gibt und kein professionelles Miteinander herrscht. Es muss möglich sein, dass gesetzliche Krankenkassen Verständnis dafür aufbringen, dass Ärzte und Apotheker in Honorarfragen berechtigte Anliegen haben, auch die Vergütung zu verbessern, wenn sich die Kosten verändert haben.“

Keine Chance sieht Bahr allerdings für die Forderung, den Kassenabschlag durch Skonti für pünktliche Zahlung zu ersetzen: „Das Gesetz sieht Verhandlungen über den Abschlag vor. Für darüber hinausgehende Vorschläge müsste man extra das Gesetz ändern.“

Nach Ansicht Bahrs soll die bestehende Nacht- und Notdienstgebühr von 2,50 Euro neben der neuen Pauschale erhalten bleiben: „Aus meiner Sicht sollten die 2,50 Euro Notdienstgebühr bleiben. Für den Patienten muss deutlich bleiben, dass es einen Unterschied macht, ob er sich ein Medikament zu regulären Öffnungszeiten oder im Notdienst abholt.“ Obwohl noch keine konkrete Ausgestaltung vorliegt, geht Bahr davon aus, dass die neue Pauschale ab Januar 2013 eingeführt werden kann.

Das ganze Interview mit Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der DAZ.  


Lothar Klein