Apothekenhonorar

Apotheker schicken Kittel an Bahr

Hannover - 05.10.2012, 11:03 Uhr


Als Zeichen ihres Protestes gegen die Honorarpolitik der Bundesregierung schicken Niedersachsens Apotheker am kommenden Montag ihre weißen Kittel nach Berlin an Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr. Wie viele Päckchen im BMG an der Friedrichstraße eingehen werden, bleibt abzuwarten. Jedenfalls sind alle über 2000 Apotheker des Landes von der Landesapothekerkammer Niedersachsen dazu aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen.

Den Päckchen beiliegen soll ein Brief an den „Sehr geehrten Herrn Bundesminister“. Darin wollen Niedersachsens Apotheker darauf hinweisen, dass jede Woche in Deutschland sechs Apotheken schließen müssen, „weil die finanziellen Mittel fehlen, die Apotheke führen zu können“. Sechs Apothekeninhaber müssten jede Woche ihren Kittel ausziehen, heißt es in dem Schreiben: „Diese Entwicklung muss jetzt aufgehalten werden!“

Die Apotheker wollten ihren gesetzlichen Auftrag erfüllen, „aber wir können es bald nicht mehr, weil den Apotheken die wirtschaftlichen Grundlagen entzogen werden.“ Die 25 Cent Honorarerhöhung und eine Anpassung der Nacht- und Notdienstvergütung reichten nicht aus, um den gesetzlichen Auftrag zu erfüllen und die Patienten weiterhin sicher zu versorgen. Nicht nur das Fortbestehen der öffentlichen, wohnortnahen Apotheken sei in Gefahr, auch die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln für die Bevölkerung leidet unter der Entwicklung.

„Die Menschen werden immer älter, die Wege zur Apotheke immer weiter. Insbesondere auf dem Land bekommt die gesundheitliche Versorgung Risse. Alte Menschen benötigen eine Apotheke in ihrem nahen persönlichen Umfeld, die jederzeit für sie da sein kann. Senioren haben oftmals große Probleme bei der Einnahme oder Anwendung von Arzneimitteln und kämpfen mit Wechselwirkungen. Sie benötigen Hilfe vor Ort“, so der Brief. Wenn der Apotheker als erster Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen fehle, „wer bringt die Arzneimittel dann im Bedarfsfall bis ans Bett? Wer besorgt Pflegebedürftigen ihre notwendigen Hilfsmittel, erklärt Diabetikern, wie der Insulinpen funktioniert, zeigt arthritischen Senioren, wie sie sich trotzdem noch selber Augentropfen geben können, und stellt für Allergiker Kapseln und Säfte her, wenn sie Fertigarzneimittel nicht vertragen?“

Die Apotheker verfügten über das Fachwissen: „Wir sind Apotheker mit Leib und Seele, oft schon seit mehreren Generationen. Wir beraten, beliefern und begleiten! Wir wollen auch weiterhin für unsere Patienten da sein. Heute übersende ich Ihnen symbolisch meinen Kittel, da ich noch aktiv in die Versorgung meiner Kunden eingebunden bin. Meine Mitarbeiter und ich wollen aber auch in Zukunft nicht der aktuellen Honorarpolitik zum Opfer fallen. Setzen Sie sich bitte dafür ein, dass die öffentliche, wohnortnahe Apotheke auch weiterhin die ihnen anvertrauten Menschen unterstützen kann.“


Lothar Klein


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