Grippeimpfstoffversorgung

Warten auf Novartis

Berlin - 28.09.2012, 14:55 Uhr


Diese Woche werden keine Grippeimpfstoffe von Novartis Vaccines in die Arztpraxen Schleswig-Holsteins und Hamburgs gelangen. Zwar hat gestern Abend die Auslieferung von Begripal mit Kanüle in ein Zwischenlager in Niedersachsen begonnen. Doch es sind zunächst wohl nur wenige Dosen – und viel spricht dafür, dass sie bestenfalls am Montag in den Arztpraxen ankommen.

Bis heute mittag gab es lediglich für den Novarits-Grippeimpfstoff Begripal mit Kanüle eine Freigabe durch das Paul Ehrlich Institut (PEI). Der Freigabeantrag für Optaflu ist nach Informationen von DAZ.online noch nicht gestellt. Man wartet offenbar noch auf eine Ergänzungsgenehmigung zur Zulassung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA. Erfolgt diese im günstigsten Fall noch heute, könnte Novartis den Freigabeantrag beim PEI einreichen. Wenn alles reibungslos läuft, wäre es theoretisch denkbar, dass die Freigabe noch am selben Tag oder am Dienstag erfolgt. Dann könnte die Auslieferung von Optaflu beginnen. Für den adjuvantierten Impfstoff Fluad, den Novartis ebenfalls als Ersatzimpfstoff für sein eigentlich rabattiertes Begripal ohne Kanüle angeboten hat, liegt ebenfalls noch keine Freigabe vor.

Damit macht nun ausgerechnet der Impfstoff zunächst das Rennen, von dem Novartis Vaccines die geringsten Mengen in Aussicht gestellt hat. Ab der 39. Kalenderwoche (die seit Montag läuft) sollten in Hamburg und Schleswig-Holstein 50.000 Dosen Begripal mit Kanüle ausgeliefert werden. Jetzt dürften die ersten Paletten im Zwischenlager angekommen sein, die ersten Auslieferungen an direkt bestellende Apotheken schon auf dem Weg sein. Doch dass diese heute noch verimpft werden können, ist sehr unwahrscheinlich. Sollte bei Optaflu die günstigste Variante eintreffen, könnten bestenfalls ab Donnerstag, dem 4. Oktober die ersten Dosen in den Arztpraxen zur Verfügung stehen. 150.000 Dosen dieses Impfstoffs hatte Novartis angekündigt. Zudem weitere 100.000 Dosen Fluad. Mit 50.000 Impfdosen ab 1. Oktober kommen die rund 2.000 impfenden Ärzte in Schleswig-Holstein und 1.500 in Hamburg nicht sehr weit.

Verschäft wird die Situation dadurch, dass erst ab dem 17. September auf die grundsätzlich bestehende Bestellmöglichkeit von Begripal mit Kanüle hingewiesen wurde. Daher wird dieser Impfstoff in der kommenden Woche wohl nur solchen Apotheken zur Verfügung stehen, die ihn auch direkt bis spätestens 21.09.12 bestellt hatten. Spätere (Um-)Bestellungen und Bestellungen über den Großhandel werden wohl frühestens in der 41. Kalenderwoche beliefert.

Selbst wer sich den Optimismus nicht nehmen lässt, wird kaum annehmen, dass vor der 42. Kalenderwoche, also ab dem 15. Oktober, eine bedarfsgerechte Versorgung aller impfenden Ärzte mit den Rabatt-Ersatzimpfstoffen erfolgen kann. Möglicherweise würde es nicht viel helfen, jetzt alle verfügbaren Grippeimpfstoffe anderer Hersteller freizugeben. Auch diese müssten erst einmal an die pharmazeutischen Großhandlungen in Schleswig-Holstein und Hamburg ausgeliefert werden. Dennoch: Andere Hersteller, etwa GlaxoSmithKline (GSK), haben immerhin bereits freigegebene Impfstoffe und böten so doch etwas mehr Sicherheit als Optaflu und Fluad. GSK hatte gestern betont, seinen saisonalen Grippe-Impfstoff Influsplit SSW seit Anfang September auszuliefern – sowohl für den freien Markt als auch in den Regionen, in denen GSK Ausschreibungen gewonnen hat, etwa in Niedersachsen.

Die AOK NordWest sieht auch heute Nachmittag noch keinen Grund zur Sorge. Schließlich empfehle die Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut, dass die Grippeimpfung in den Monaten Oktober und November durchgeführt werden sollte. Dies sei rechtzeitig, um einen umfassenden Schutz aufzubauen für eine mögliche "Grippewelle", die in Deutschland meist erst zwischen Anfang Januar und Ende März auftrete.


Kirsten Sucker-Sket