Multiple Sklerose

Schützende Immunzellen

Mainz - 16.09.2012, 10:55 Uhr


Von den dendritischen Zellen des Immunsystems dachte man bislang, dass sie zum Ausbruch und zur Entwicklung von Multipler Sklerose (MS) beitrügen. Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Mainz zeigen nun, dass diese Zellen eher eine Schutzfunktion haben.

Bei Autoimmunkrankheiten wie der MS kann das Immunsystem nicht mehr zwischen „eigen“ und „fremd“ unterscheiden. Als Konsequenz richtet es seine Abwehr gegen köpereigenes Gewebe – mit fatalen Folgen. Die Forscher konnten jetzt bei Mäusen zeigen, dass dendritische Zellen diese Autoimmunreaktion mildern.

Bei einer der menschlichen Multiplen Sklerose ähnlichen Erkrankung im Tiermodell, der Experimentellen Autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE), können T-Zellen die Erkrankung auslösen, nachdem sie von den Antigen-präsentierenden Zellen (APCs) aktiviert wurden. Auch dendritische Zellen gehören zu den APCs und sind damit fähig, T-Zellen zu aktivieren.

In der neuen Studie wandten Mainzer Forscher genetische Methoden an, um im Mausmodell die Anzahl dendritischer Zellen zu verringern. Überraschenderweise waren die Mäuse weiterhin empfänglich für EAE, die Krankheit konnte sich sogar noch stärker entwickeln. Dies deuteten die Forscher als Hinweis darauf, dass dendritische Zellen nicht diejenigen Zellen sind, welche die Entstehung von EAE triggern, und dass andere APCs diejenigen T-Zellen stimulieren, welche die Krankheit auslösen. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die dendritischen Zellen die Reaktionsfreudigkeit der T-Zellen reduzieren sowie für eine geringere EAE-Anfälligkeit sorgen, indem sie die Expression von PD-1-Rezeptoren (programmed death-1-receptor) in T-Zellen steigern.

Die Reduktion von dendritischen Zellen kippt also das von den T-Zellen vermittelte Gleichgewicht der Autoimmunität. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass die dendritischen Zellen das Immunsystem in Schach halten. Die Injektion dendritischer Zellen könnte somit als Therapie genutzt werden, sowohl für die MS als auch für andere Autoimmunkrankheiten, wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Psoriasis.

Literatur: Yogev, N., et al.: Immunity 2012;37(2):264-75.


Dr. Bettina Hellwig