Krankschreibungen

Psychische Erkrankungen überholen Verletzungen

Berlin - 13.08.2012, 11:24 Uhr


Betriebskrankenkassen melden mehr Krankschreibungen: Nach dem Rekordtief von nur 12,4 Krankheitstagen im Jahr 2006 waren die pflichtversicherten Beschäftigten 2011 bereits 16 Tage krankgeschrieben. So hoch lag der Krankenstand zuletzt im Jahr 1999. Ins Auge stechen vor allem die zunehmenden Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankungen.

Der BKK Bundesverband erfasst und analysiert in seiner Krankenstand-Statistik die gesundheitlichen Befunde von jedem fünften sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland. Im Jahr 2011 waren dies 5,5 Millionen Menschen – aus Sicht der BKK eine gute Basis, um das Krankheitsgeschehen in der Arbeitswelt abzubilden. Im ersten Halbjahr lag der Krankenstand – wie schon im Gesamtjahr 2011 – bei 4,4 Prozent.

Dabei verursachten Muskel- und Skeletterkrankungen – vor allem Rückenleiden – mit 26,3 Prozent nach wie vor die meisten Krankschreibungen. Es folgen Atemwegserkrankungen mit 14,4 Prozent. Zum ersten Mal stehen in der BKK-Statistik die psychischen Erkrankungen mit 13,2 Prozent aller Krankentage an dritter Stelle – noch vor den Verletzungen mit 13 Prozent.

Psychische Erkrankungen sorgten damit in den ersten sechs Monaten 2012 gegenüber dem Vorjahreshalbjahr für acht Krankentage mehr. Ohnehin dauern Krankschreibungen wegen psychischer Leiden mit im Schnitt 37 Tagen besonders lang. Im Gesamtdurchschnitt zieht sich ein Arbeitsunfähigkeitsfall über 13 Kalendertage. Vor allem Männer hadern zunehmend mit ihrem seelischen Wohlbefinden: Ihre Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen sind 2011 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent angestiegen (Frauen: + 18 Prozent). 

Auch die DAK-Gesundheit hat die Daten ihrer rund 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten zum Krankenstand im ersten Halbjahr 2012 vorgelegt. Wie bei den Betriebskrankenkassen sind hier die psychischen Erkrankungen mit 13,6 Prozent an allen Ausfalltagen auf Platz 3 der Fehlzeiten vorgerückt. Allerdings konnte die DAK-Gesundheit keinen generellen Anstieg des Krankenstandes ausmachen. Er lag – wie schon im Jahr zuvor – bei 3,6 Prozent. Allerdings bestanden Unterschiede zwischen den Bundesländern: In den westlichen Bundesländern (mit Berlin) betrug der Krankenstand durchschnittlich 3,4 Prozent. Im Osten lag er bei 4,5 Prozent.



Kirsten Sucker-Sket