Hamburger Vereins-Chef Jörn Graue

„Neue Arzneimittelpreisverordnung muss schnellstens her!“

Hamburg - 10.08.2012, 09:55 Uhr


Es war eigentlich nur die Begrüßung zum Sommerfest der Hamburger Apotheker am Donnerstagabend - doch es waren auch sehr deutliche Worte zur Honorardebatte. Mit einem einzigen gezielt platzierten Satz eröffnete Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, erneut die Grundsatzdebatte über die Arzneimittelpreisverordnung.

Seine gezielt formulierte Begrüßungsansprache war eine Glanzleistung im politischen Florettkampf. Er wisse, die Politik könnte sagen, die Apotheker seien an der jetzigen Preisgestaltung nicht ganz unschuldig, sie hätten sie 2004 selbst in Gang gebracht. Die Politik könnte auch sagen, sich auf eine jährliche Anpassung im Sinne der Apotheker zu verlassen - so blauäugig könnten die Apotheker doch nicht sein, zumal es warnende Stimmen gegeben habe. Damit spielte Graue offenbar auf die damalige Kritik am Kombimodell an.

Doch nun sei das Kind in den Brunnen gefallen. „Das AMNOG hat der real existierenden Arzneimittelpreisverordnung den Todesstoß versetzt“, so Graue. Daraus folgerte er: „Eine neue Arzneimittelpreisverordnung muss schnellstens her, die dem Leistungsspektrum der Apotheken gerecht wird, sonst müssen wir den Versorgungsauftrag unverzüglich zurückgeben.“ Mit diesem Satz stellte Graue offenbar das Kombimodell in Frage und eröffnete erneut die Diskussion über eine Rückkehr zur alten degressiven Arzneitaxe mit ihrem immanenten Anpassungsmechanismus, auch wenn er diese nicht explizit ansprach.

Graue bekräftigte den Ernst der Lage mit dem Hinweis: „Viele Apotheken stecken in der Schuldenkrise.“ Mit Blick auf die Rolle der Parteien fragte er zudem, wo der oppositionelle Aufschrei der SPD bleibe, der bislang das Ordnungsprinzip so am Herzen gelegen habe.

Zuvor fand auch Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, deutliche Worte zur vorgeschlagenen Erhöhung des Fixaufschlages um 25 Cent. Diese Steigerung um 3 Prozent stellte er ins Verhältnis zum Anstieg des ärztlichen Honorars um 34,6%, der Verwaltungsausgaben der Krankenkassen um 23,7%, der Apotheken-Gesamtkosten um 21,1%, der Tariflöhne in Apotheken um 18% und zur allgemeinen Inflation von 14,4% im Vergleichszeitraum. Die deutschen Apotheken seien damit von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt, die 150.000 Beschäftigten würden „auf das Abstellgleis liberaler Politik gestellt“.

Nach der gültigen Gesetzeslage sei das Apothekenhonorar alle zwei Jahre der Kostenentwicklung anzupassen, nun habe es neun Jahre gedauert. Doch die angekündigten 25 Cent empfinde nicht nur er als respektlos und beschämend, erklärte Siemsen. Was die FDP-Minister anböten, sei leistungsfeindlich. Dem stellte Siemsen den FDP-Wahlslogan „Damit sich Leistung wieder lohnt“ entgegen und ergänzte: „Ohne Geld gibt es über kurz oder lang keine Leistung.“


Dr. Thomas Müller-Bohn


Das könnte Sie auch interessieren

Siemsen beim Sommerfest der Hamburger Apotheker

ARMIN statt Medikationszettel

Hamburg: Treffpunkt Apothekerhaus

ARMIN und launige Verse

Sommerabend der Hamburger Apotheker

Lehren aus Valsartan und Lunapharm

Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg mit klarer Botschaft

Forderung nach 2,7 Milliarden Euro Inflationsausgleich

Treffpunkt Apothekerhaus Hamburg

Blicke voraus und zurück

Treffpunkt Apothekerhaus Hamburg

Graue blickt kritisch auf ABDA-Umzüge zurück