Sinneszellen

Ein Protein für das Hören

Göttingen - 10.08.2012, 11:28 Uhr


Treffen Schallwellen im Ohr auf eine Sinneszelle, werden sie dort durch spezialisierte Ionenkanäle, die sich öffnen und schließen, in elektrische Nervensignale umgewandelt. Wissenschaftler der Universität Göttingen haben nun ein Protein entdeckt, ohne das sich diese Ionenkanäle nicht öffnen und schließen lassen.

Damit könnte dieses Protein verantwortlich sein für die Fähigkeit zu hören.

Die Wissenschaftler dazu die Fruchtfliege Drosophila melanogaster, die mit ihrer Antenne hört, also Schall in neuronale Impulse umwandeln kann. Dazu sitzen an Zellen der Antennen Ionenkanäle mit winzigen Federn, die Schwingungen durch Schallwellen direkt auf die Kanäle übertragen: Schwingt die Fliegenantenne im Schallfeld, öffnen und schließen sich die Ionenkanäle. Umgekehrt führt das Öffnen und Schließen der Kanäle wiederum dazu, dass sich die Antenne bewegt.

Die Forscher nutzten die von den Kanälen verursachten Antennenbewegungen aus, um genetische Defekte in der Kanalfunktion aufzuspüren. Dabei stießen sie auf ein Protein, ohne das sich die Kanäle nicht mehr öffneten und schlossen. Nach dem Wiedereinsetzen des Proteins funktionierten die Kanäle wieder. Bei einer reduzierten Proteinmenge funktionierte nur ein Teil der Kanäle.

Die Ergebnisse zeigen erstmals, dass der Verlust dieses Proteins gezielt den Feder-Kanal-Komplex in Hörzellen durchtrennt. Das Protein wird TRPN1 oder NompC genannt und kommt in den Hörsinneszellen von Insekten, Fliegen und Fröschen vor. Die Wissenschaftler vermuten, dass es sowohl die Feder als auch den entsprechenden Ionenkanal bildet. Um diese Annahme zu testen, wollen sie die Feder des TRPN1-Ionenkanals nun in weiteren Untersuchungen mit genetischen Tricks verändern und sie beispielsweise steifer und weicher machen.

Literatur: Effertz, T., et al.: Nature Neuroscience 2012; doi: 10.1038/nn.3175.


Dr. Bettina Hellwig