Darmerkrankungen

Wie Mangelernährung zu Entzündungen führt

06.08.2012, 11:40 Uhr


Schon lange ist bekannt, dass Mangelernährung zu Durchfall, Entzündungen des Darmes und Störungen des Immunsystems führt und so den Körper schwächt. Kieler Forscher haben jetzt auf molekularer Ebene eine Erklärung für die gesteigerte Anfälligkeit für Darmentzündungen bei Mangelernährung gefunden.

Nehmen wir zu wenig Tryptophan mit der Nahrung auf, wird das Immunsystem im Darm gestört. Dies wiederum bewirkt, dass sich die Zusammensetzung der im Darm angesiedelten Bakterien verändert und der Körper damit anfälliger für Durchfälle und Entzündungen wird. Die Studien haben gezeigt, dass eine tryptophanreiche Ernährung bei Mäusen Entzündungssymptome lindern kann. Die Zusammensetzung der Darmbakterien normalisiert sich, die Entzündungen klingen ab und die Tiere werden weniger empfindlich gegenüber einer neuen Erkrankung.

Die Ergebnisse zeigen zum ersten Mal, wie ein bestimmter Baustein der Nahrung, den wir täglich zu uns nehmen, direkte Wirkung auf die Zusammensetzung der Darmflora nimmt und so die Gesundheit beeinflusst. Die Studie zeigt, dass die Darmflora ein untrennbarer Teil des menschlichen Organismus ist und lebenswichtige Funktionen übernimmt. Mit den Erkenntnissen könnten aber nicht nur Krankheiten durch Mangelernährung verhindert, sondern auch neue Wege der Therapie bei chronischen Entzündungen des Darmes wie dem Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa beschritten werden.

Jetzt kann an Patienten untersucht werden, ob spezifische Nahrungsbestandteile wie Tryptophan chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bessern können.

Literatur: Hashimoto, T. et al.: Nature 2012;487:477–481; Online: doi:10.1038/nature11228


Dr. Bettina Hellwig


Das könnte Sie auch interessieren

Mehr Clostridioides difficile durch Abnehmdiäten

Was machen Diäten mit unserem Mikrobiom?

Aboca setzt auf evidenzbasierte Produkte

Heilen mit der Natur

Superfoods-Beratungswissen – Teil 15

Flohsamenschalen – das schleimige Quellphänomen

Wie Darmbakterien Einfluss auf die Wirkung von Arzneimitteln nehmen

Arzneistoffe und das Mikrobiom