DAZ.online-Umfrage

Stimmung in der Apothekerschaft schlecht

Berlin - 02.08.2012, 11:28 Uhr


Angesichts der vom Bundeswirtschaftsministerium in Aussicht gestellten dreiprozentigen Erhöhung des Apothekenhonorars ist die Stimmung in der Apothekerschaft schlecht: Verärgerung und Enttäuschung machen sich breit.

Die Resonanz aus den Mitgliedsorganisationen war dabei mehrheitlich die gleiche: Es herrsche „große Unzufriedenheit“ (Apothekerkammer Westfalen-Lippe) – die Apotheker seien „verärgert“ (Hessischer Apothekerverband) und mit dem Honorarangebot der Bundesregierung sei man „in keiner Weise zufrieden“ (Apothekerkammer Schleswig-Holstein) – die Apotheker seien „verärgert und enttäuscht“ über das „Angebot“ aus dem Bundeswirtschaftsministerium (Apothekerkammer Hamburg) – die Stimmungslage sei „natürlich sehr schlecht“ (Apothekerkammer Saarland) bis hin zu „mies, gereizt, gedrückt, enttäuscht“ (Apothekerkammer Thüringen).

Es gebe auch „durchaus Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit der ABDA“, so eine Sprecherin des Hessischen Apothekerverbands. Weil dieser bisher nicht gelungen sei zu kommunizieren, wie die Preisbildung bei Arzneimitteln funktioniere. Auch in Westfalen-Lippe gebe es vereinzelte Stimmen, die die ABDA sehr kritisch bewerten, berichtet ein Sprecher der dortigen Kammer – wohl weil sich „die Wut kanalisieren“ müsse. Das sei angesichts der aktuellen Situation auch nachvollziehbar. Gleichwohl sei die Zahl derer, die „an die Einheit des Berufsstandes“ appellieren weiterhin groß. „Denn wenn die Apothekerschaft sich noch weiter auseinanderdividieren lässt, hat man mit ihr noch leichteres Spiel.“

Hamburgs Kammergeschäftsführer Reinhard Hanpft vermutet, dass sich die Apothekerschaft aber auch darüber im Klaren ist, „wie schwierig es ist, die berechtigten Forderungen durchzusetzen“. Auch deshalb bat die Apothekerkammer Schleswig-Holstein kurzerhand um einen kurzfristigen Gesprächstermin mit der Sozialministerin – um sich „detailliert über die Situation der Apotheken auszutauschen“, so Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski. Neben Politikern setzt man im Saarland auch auf die Medien: Neben Anfragen zu kurzfristigen Rückspracheterminen mit den saarländischen Gesundheits- und Wirtschaftsministern luden Kammer und Verband dort kurzerhand Vertreter der regionalen Presse zu einer Diskussionsrunde in der kommenden Woche ein.

Die von einigen Apothekern immer wieder geforderten Protestaktionen – beispielsweise flächendeckende Streiks – gibt es bisher allerdings nicht. Saarlands Kammergeschäftsführer Carsten Wohlfeil vermutet, weil sich viele Kollegen finanziell schlichtweg nicht erlauben können, zu streiken. Neben der Befürchtung, Kunden an nicht mitstreikende Kollegen zu verlieren, hätten insbesondere Center-Apotheken wegen ihrer vertraglichen Verpflichtungen mit einer fristlosen Kündigung des Mietverhältnisses zu rechnen. „Wenn aber Center-Apotheken faktisch nicht streiken können, werden dies die umliegenden Apotheken natürlich auch nicht“, so Wohlfeils Schlussfolgerung. Von daher bleibe „nur die (äußerlich) unspektakuläre, aber arbeitsintensivste Möglichkeit, weiterhin auf politischer, kundentechnischer und pressetechnischer Ebene für unsere Position zu kämpfen“.


Juliane Ziegler


Das könnte Sie auch interessieren

Resonanz zum Apothekenstreik

„Großartig, was da passiert ist“

In vier Bundesländern beteiligten sich rund 90 Prozent der Betriebe / Breites Echo in den Medien

Apothekerstreik mit großartiger Resonanz

Original oder Manipulation?

Retax-Risiko bei handschriftlichem Rezept

Wie geht es nach der Protestaktion in den Apotheken weiter? Ein Gespräch mit Hans-Günter Lund

Der Streik war erst der Anfang

Streik am Mittwoch

Apotheker in Kampflaune