Retinitis pigmentosa

Neue Gentherapie verbessert das Sehvermögen

Tübingen - 29.07.2012, 10:48 Uhr


Die erbliche Augenkrankheit Retinitis pigmentosa führt häufig zur Erblindung, da die Sinneszellen der Netzhaut degenerieren. Eine neue Gentherapie verspricht Hoffnung: Bei Mäusen war eine deutliche Besserung langfristig nachweisbar.

In Deutschland leiden etwa 20.000 Menschen unter Retinitis pigmentosa. Die Krankheit beginnt meist im Jugendalter mit Nachtblindheit. Im weiteren Krankheitsverlauf engt sich das Gesichtsfeld immer weiter ein, oft werden die Betroffenen blind. Ursache der Erkrankung ist die Degeneration der Fotorezeptoren der Netzhaut: zunächst der Stäbchen, die dem Sehen bei geringer Helligkeit dienen, und anschließend der sehr lichtempfindlichen Zapfen, die für die Farbwahrnehmung notwendig sind. Mutationen in über 50 Genen können die Krankheit auslösen. Für bestimmte Formen der Erkrankung existieren bereits Erfolg versprechende Ansätze für Gentherapien. Es gibt aber bisher keine effiziente Behandlungsmöglichkeit bei direkt betroffenen Fotorezeptoren, was die häufigste Ursache ist.

Für die Wahrnehmung von Licht spielen die sogenannten CNG-Kationenkanäle in der Plasmamembran der Stäbchen eine entscheidende Rolle. Aufgebaut sind die Kanäle aus vier Untereinheiten, eine davon ist das große Transmembranprotein CNGB1. Mäuse, bei denen das CNGB1-Gen deaktiviert wurde, zeigen einen ähnlichen Krankheitsverlauf wie menschliche Patienten und werden im Alter von etwa einem Jahr blind.

Durch den Einsatz sogenannter AAV-Gentransfervektoren gelang es den Wissenschaftlern, ein therapeutisches Gen in die Retina von Mäusen mit defektem CNGB1-Gen einzuschleusen. Dadurch konnte die Produktion von CNGB1 wieder aktiviert werden, und die Stäbchen reagierten wieder auf Lichtreize. Das Gehirn der therapierten Mäuse verarbeitete die neuen Informationen korrekt, was mit einem Sehtest nachgewiesen werden konnte.

Neben seiner Effizienz zeichnet sich der neue Ansatz durch seine lang anhaltende Wirkung aus: Auch ein Jahr nach Therapiebeginn war der positive Effekt im behandelten Teil der Netzhaut noch deutlich nachzuweisen.

Literatur: Koch, S., et al.: Hum. Mol. Genet. 2012, Online: doi:10.1093/hmg/dds290


Dr. Bettina Hellwig