Euro Health Consumer Index

Deutsches Gesundheitssystem nur noch Mittelmaß

Brüssel - 26.07.2012, 10:28 Uhr


Deutschland liegt in der Rangliste des europäischen Gesundheitskonsumenten-Index nur noch auf Rang 14. Deutschland habe „inzwischen nur noch ein mittelmäßiges System zu bieten“, sagte EHCI-Teamleiter Arne Björnberg.

Deutschland erhielt 704 von 1.000 möglichen Punkten und verlor damit acht Ränge (2009: Rang sechs). Den ersten Platz mit 872 Punkten besetzt die Niederlande, gefolgt von Dänemark mit 822, Island mit 799 und Luxemburg mit 791 Punkten. Deutschland befindet sich danach zum ersten Mal hinter Großbritannien (721 Punkte) und auf dem gleichen Niveau wie Tschechien (694) und Irland (714). Den letzten Platz des Rankings belegt Serbien mit 451 Punkten.

Aber warum der Sturzflug? Erstaunlich schlecht stehe Deutschland beispielsweise, wenn es um die Diagnose – das Kernstück des Gesundheitswesens – gehe, erklärt Björnberg. Hier stoße man im Bereich der Herzversorgung und der Krankenhausinfektionen auf rote Zahlen. Die Inanspruchnahme elektronischer Geräte zur medizinischen Versorgung („E-Health“) erfolge nur langsam, und das könne die Patientensicherheit und -transparenz gefährden. Gemeinsam mit Österreich (737 Punkte), Italien (623) und Ungarn (577) soll Deutschland daher auf die Überwachungsliste der EU gesetzt werden.

Grundsätzlich spiegelt der EHCI eine stetige Verbesserung im europäischen Gesundheitssystem wider: bessere Diagnosen und Rahmenbedingungen. Dennoch bleibt Europa ein Gebiet mit Krankenhausinfektionen – in jedem zweiten der 34 bewerteten Länder gibt es alarmierende Infektionsraten. „Der Leistungseinbruch ist alarmierend, und Brüssel sollte sich, in Anbetracht der Tatsache, dass sich die EU die Reduzierung der Lücken im Gesundheitssystem zum Ziel gesetzt hat, darüber Gedanken machen“, resümiert Björnberg.

Die EHCI-Rangliste 2012 bewertete 34 nationale europäische Gesundheitssysteme mithilfe von 42 Indikatoren. Die Bewertung besteht aus den Bereichen Patientenrechte und Patienteninformationen, Wartezeiten für Behandlungen, Diagnosen, Vorsorge, Vielfalt und Umfang der angebotenen Leistungen und Pharmazeutika. Der Index wird auf der Basis öffentlicher Statistiken, Patientenumfragen und unabhängiger Forschung durch „Health Consumer Powerhouse“ erstellt.


Juliane Ziegler