Bakterielle Vaginosen

Dequalinium und Clindamycin in Studie gleichwertig

München - 04.07.2012, 12:04 Uhr


Bei bakteriellen Vaginosen könnte zukünftig das bakterizid wirkende Chinolonderivat Dequaliniumchlorid eine therapeutische Alternative darstellen, da es in einer randomisierten Studie der etablierten Behandlung mit einer Clindamycin-Vaginalcreme nicht unterlegen war.

Dequaliniumchlorid ist gegen zahlreiche grampositive und gramnegative Bakterien sowie Pilze und Protozoen wirksam, darunter auch gegen Gardnerella vaginalis, einen der Haupterreger bakterieller Vaginosen. In Deutschland ist die Substanz in Form von Vaginaltabletten (Fluomizin®) zur Anwendung bei Frauen zwischen 18 und 55 Jahren für diese Indikation zugelassen.

Ziel einer randomisierten, multinationalen, multizentrischen einfach verblindeten Studie war es herauszufinden, ob bei Frauen mit bakterieller Vaginose Dequaliniumchlorid (einmal täglich 10 mg als Vaginaltablette über sechs Tage) genauso effektiv ist wie Clindamycin (als 2%ige Vaginalcreme über sieben Tage verabreicht). Diagnostiziert wurde die Erkrankung mithilfe der Amsel-Kriterien, wobei folgende vier Befunde positiv waren: dünnflüssiger homogener Fluor, Scheiden-pH über 4,5, positiver KOH-Test auf Amine und mikroskopischer Nachweis von clue cells (vaginalen Epithelzellen, die mit einem Bakterienfilm überzogen sind).

Die 321 Studienteilnehmerinnen wurden jeweils sieben Tage (C1) bzw. 25 Tage (C2) nach Behandlungsende untersucht. Nach Abschluss der Studie konnten die Daten von 135 Frauen (95%) unter Dequaliniumchlorid und 116 Frauen (89%) unter Clindamycin ausgewertet werden. Der Arzt, der die Wirksamkeit zu beurteilen hatte, war „blind“ bezüglich der Studienmedikation.

Die Heilungsraten lagen in beiden Gruppen bei rund 80% (Dequaliniumchlorid: C1 81,5%, C2 79,5%; Clindamycin: C1 78,4%, C2 77,6%). Damit zeigte sich entsprechend den vordefinierten Kriterien zu beiden Untersuchungszeitpunkten C1 und C2 eine Nichtunterlegenheit von Dequaliniumchlorid. Die damit behandelten Frauen erkrankten zudem nach Behandlungsende etwas seltener an vulvovaginalen Candidosen (2,5% vs. 7,75%). Beide Behandlungsregime wurden gut vertragen, schwerwiegende unerwünschte Wirkungen traten nicht auf. Die Studienautoren schlussfolgern aus den Ergebnissen, dass Dequaliniumchlorid eine valide Alternativtherapie für Frauen mit bakterieller Vaginose darstellt. Die Vorteile liegen vor allem im breiten antimikrobiellen Spektrum, der vergleichsweise geringen Resistenzanfälligkeit und den hohen erreichbaren Konzentrationen am Wirkort bei vernachlässigbarer systemischer Exposition. Nach Ansicht der Autoren macht dieser Befund die Substanz auch zu einer geeigneten therapeutischen Alternative bei bakterieller Vaginose in der Schwangerschaft.

Quelle: Weissenbacher, ER, et al.: A comparison of dequalinium chloride vaginal tablets (Fluomizin®) and clindamycin vaginal cream in the treatment of bacterial vaginosis: a single-blind, randomized clinical trial of efficacy and safety. Gynecol Obstet Invest 2012; 73(1):8-15


Dr. Claudia Bruhn


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