Lungenkrebs

Tenascin-C zeigt bösartige Veränderungen

Heidelberg - 20.06.2012, 10:01 Uhr


Um Knoten in der Lunge und den Atemwegen besser beurteilen zu können, suchen Heidelberger Wissenschaftler nach Biomarkern. Dazu prüften sie Zellen aus der Umgebung der verdächtigen Knoten auf krebstypische Genveränderungen.

Dabei fiel das Gen Tenascin-C auf, das in Zellen in der Umgebung bösartiger Knoten deutlich aktiver ist als in unauffälligen Proben.

Patienten mit unklaren Lungen- und Atemwegsymptomen werden heute zunehmend zur Spiral-Computertomographie überwiesen. Dabei entdecken die Ärzte oft verdächtige einzelne Knoten in der Lunge. Heidelberger Forscher suchten nach Biomarkern, die Ärzten Hinweise auf die Natur solcher Gewebeveränderungen geben können. Sie wollten in der direkten Umgebung des verdächtigen Knotens Zellen finden, deren veränderte Genaktivität auf einen bösartigen Tumor hinweisen könnte.

Dazu untersuchten sie Bronchialabstriche von insgesamt 71 Patienten mit verdächtigen Knoten. Die Abstriche – Zellen und Bronchialflüssigkeit aus der unmittelbaren Nähe des verdächtigen Herdes – entnahmen sie während der aus medizinischen Gründen notwendigen Bronchoskopie. Als Kontrolle dienten Abstriche aus dem Lungenflügel ohne Befund.

Insgesamt vier Gene, die in vielen Krebserkrankungen eine Rolle spielen, wiesen in Proben aus der Umgebung von Lungenkrebs eine signifikant höhere Aktivität auf als in Abstrichen aus der Nähe von Rundherden, die sich als harmlos herausstellten. Die deutlichste Assoziation mit Lungenkrebs beobachteten die Forscher beim Gen für das Glykoprotein Tenascin-C. Im gesunden Organismus erscheint Tenascin-C hauptsächlich während der Embryonalentwicklung, wird aber bei manchen Krebserkrankungen auch in der Umgebung des Tumors gefunden. Eine starke Aktivierung von Tenascin-C kann ein deutlicher Hinweis darauf sein, dass eine bösartige Veränderung vorliegt. Die Vorhersagekraft der Tenascin-Genaktivität ließ sich durch die Kombination mit klinischen Parametern wie etwa der Größe des Knotens weiter steigern.

Literatur: Kahn, N., et al.: J. Thorac. Oncol. 2012, Online: doi: 10.1097/JTO.0b013e31824fe921


Dr. Bettina Hellwig