Apothekensterben

Historische Tiefststände in drei Kammerbezirken

Berlin - 14.06.2012, 14:58 Uhr


Das befürchtete Apothekensterben schreitet offenbar voran: Aktuell melden drei Kammerbezirke historische Tiefstände. In Hessen, Rheinland-Pfalz und Westfalen-Lippe versorgen so wenige Apotheken die Bevölkerung mit Arzneimitteln wie seit den 80er Jahren nicht mehr. Mehr noch: „Wir stellen fest, dass so gut wie kein junger Pharmazeut mehr den Schritt in die Selbstständigkeit wagt“, beklagt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

„Die Zahl der hessischen Apotheken hat im Jahr 2011 einen Tiefststand erreicht“, meldet der Apothekerverband Hessen. 1.590 Apotheken versorgten die hessische Bevölkerung mit Arzneimitteln. „Weniger Apotheken gab es zuletzt vor rund einem Vierteljahrhundert: Im Jahr 1985 waren es 1.578 Apotheken.“ Seit Beginn des neuen Jahrtausends sei ein schleichender Rückgang bei der Apothekenzahl zu verzeichnen gewesen. Allerdings sei dieser mit einem Rückgang von 24 Apotheken in 2011 „schon drastisch ausgefallen“. Damit sei in absoluten Zahlen der Rückgang in Hessen am zweithöchsten ausgefallen. Lediglich in Bayern seien mit 44 noch mehr Schließungen zu verzeichnen. Allerdings gebe es dort mit 3.386 Apotheken mehr als doppelt so viele wie in Hessen. Bundesweit sank die Zahl der Apotheken in 2011 um 203 auf insgesamt 21.238 Betriebsstätten.

Nicht besser ist die Lage in Rheinland-Pfalz: Dort ist im Jahr 2011 die Zahl der Apotheken gegenüber dem  Vorjahr um 17 geschrumpft. 1.102 Apotheken versorgten die Bevölkerung mit Arzneimitteln. Das ist der niedrigste Stand seit 1987 mit 1.091 Apotheken. Am meisten Apotheken gab es im Jahr 2001 mit 1.186 Betrieben. „Solch einen drastischen Rückgang der Zahl der Apotheken gab es in den letzten 25 Jahren nicht“, so die Pressesprecherin des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz, Kirsten Müller-Kuhl.

Auch Westfalen-Lippe meldet besorgniserregende Daten: Laut AKWL ist die Apothekenzahl in den ersten fünf Monaten um 13 auf nunmehr 2.171 gesunken. „Das ist der niedrigste Wert seit 1985“, so Overwiening. 20 Schließungen hätten sieben Neueröffnungen gegenübergestanden.

Außerdem: Fast jede fünfte Apotheke werde mittlerweile als Filiale geführt (exakt sind es 408 Filialen).  Dazu Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening: „In Westfalen-Lippe gibt es somit nur noch 1.763 selbstständige Apotheker. Wir stellen fest, dass so gut wie kein junger Pharmazeut mehr den Schritt in die Selbstständigkeit wagt. Zugleich wird es immer schwerer für Apotheken, die aus Altersgründen abgegeben werden, eine Nachfolge zu organisieren."


Lothar Klein