Bremen

Leitfaden bei Arzneimittelmissbrauch von Drogenabhängigen

Bremen - 01.06.2012, 17:18 Uhr


In Bremen erhalten Apotheker jetzt Hinweise, wie sie sich bei Verdacht auf Arzneimittelmissbrauch durch Drogenabhängige oder Substitutionspatienten verhalten können. Dazu veröffentlicht die Apothekerkammer Bremen einen Leitfaden in ihrem aktuellen Rundschreiben.

Apotheker seien beauftragt, das Verordnungsverhalten von Ärzten zu hinterfragen und bei Bedenken die Abgabe von Arzneimitteln zu verweigern, heißt es in der Leitlinie mit Verweis auf die Apothekenbetriebsordnung. Sieht der Apotheker auch nach Rücksprache mit dem Arzt eine Gefahr für den Patienten, brauche er das Arzneimittel nicht auszuhändigen, so die Kammer. Sie empfiehlt Apothekern vielmehr, eine Rezeptkopie an die Ärztekammer Bremen zu schicken und den Fall dort zu melden. Um Patientendaten zu schützen, könnten diese vorher geschwärzt werden.

Apotheker sollten aufmerksam werden, wenn Ärzte Drogenabhängigen große Mengen psychotroper Medikamente verordnen. Bei Verschreibungen von Benzodiazepinen oder den Opiaten Fentanyl, Oxycodon, Tilidin und Tramadol sei besondere Vorsicht geboten. Bekommt ein Kassenpatient einen dieser Wirkstoffe auf einem Privatrezept verschrieben, deute dies auf einen Missbrauch hin. Kunden, die viele Rezepte unterschiedlicher Ärzte für das gleiche Arzneimittel einreichen – sogenanntes Ärztehopping –, seien ebenfalls verdächtig, so die Kammer.

Der Leitfaden sei Teil eines Programms, das der Runde Tisch „Substitution“ auf den Weg gebracht hat, heißt es von der Apothekerkammer Bremen. Nachdem bei Kindern von Drogensüchtigen Rauschgiftrückstände in den Haaren gefunden worden waren, schlossen sich im April 2011 Akteure aus Verwaltung, Drogen- und Jugendhilfe sowie aus der medizinischen Versorgung – darunter die Apothekerkammer Bremen – zusammen. Ziel sei es, Missbrauchspotenziale zu reduzieren, betonte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bremen. Fünf Arbeitsgruppen beschäftigen sich unter anderem mit der psychosozialen Betreuung von Substitutionspatienten, dem Wohl ihrer Kinder und der Ärztehopping-Problematik.

Ganz einig scheint man sich am Runden Tisch noch nicht über den Zeitplan der Umsetzung des Leitfadens für Apotheken zu sein. Während die Apothekerkammer diesen bereits publiziert, sagte  Manfred Adryan, Vorsitzender der Qualitätssicherungskommission bei der KV Bremen, gegenüber DAZ.online, man müsse sich darüber noch abstimmen.


Svenja Schwob