AMNOG-Preisverhandlungen

GSK steigt mit Trobalt® aus

München - 01.06.2012, 09:37 Uhr


Das Epilepsie-Medikament Retigabin (Trobalt ®) von GlaxoSmithKline (GSK) wird zum 1. Juli vorerst vom deutschen Markt genommen und nicht allgemein erstattungsfähig sein. Eigentlich hatten gestern die Preisverhandlungen zwischen dem Unternehmen und dem GKV-Spitzenverband für das Arzneimittel starten sollen. GSK hat jedoch entschieden, diese nicht aufzunehmen. Der Arzneimittelhersteller will sein Präparat jetzt einer erneuten frühen Nutzenbewertung zuführen.

Während AstraZeneca gestern erfreut den erfolgreichen Abschluss der ersten Preisverhandlungen nach den Vorgaben des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes bekannt gab, war die Stimmung beim Konkurrenten GSK getrübt. „Nach reiflicher Überlegung“ habe man sich dafür entschieden, die Preisverhandlungen für Trobalt® nicht aufzunehmen, hieß es aus München. Man sehe sich gezwungen, die Möglichkeit des „opt out“ – das für den Fall der Nicht-Aufnahme von Preisverhandlungen obligatorische Verfahren – auszuüben. Damit wird das Präparat auch nicht mehr in der Lauertaxe geführt. Dennoch hofft GSK natürlich darauf, dass Tobalt® bald wieder in Deutschland in den Verkehr gebracht wird. Dazu müsste eine erneute frühe Nutzenbewertung – mit einer anderen Vergleichstherapie – zu einem anderen Ergebnis kommen. Denn in seinem derzeit gültigen Beschluss sieht der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) den Zusatznutzen von Retigabin als nicht belegt an. Bevor GSK nun Gefahr läuft, dass der deutsche Erstattungspreis für Trobalt® auf generischem Niveau festgesetzt wird, zieht das Unternehmen die Reißleine. Denn infolge der Preisreferenzierung anderer Länder fürchtet das Unternehmen international eine Preiserosion.

Die rund 1000 Patienten, die derzeit Retigabin erhalten, können bis zu einer endgültigen Entscheidung über die deutsche Zukunft des Arzneimittels dennoch auf eine Weiterbehandlung hoffen. GSK kündigte an, alles dafür zu tun, um mit Kassenvertretern pragmatische nächste Schritte für diese Patienten zu erarbeiten. Offenbar haben einzelne Krankenkassen bereits signalisiert, entsprechende Lösungen anzubieten. Im europäischen Ausland wird das Präparat weiterhin verfügbar sein. Ein Import wäre damit möglich – fraglich ist jedoch, zu welchem Preis und auf wessen Kosten. GSK rät betroffenen Trobalt®-Patienten, sich in den nächsten Wochen mit ihrem Arzt in Verbindung zu setzen.


Kirsten Sucker-Sket