Stoffwechsel

Glitazone hemmen Entzündungen im Fettgewebe

Heidelberg - 28.05.2012, 12:21 Uhr


Das Bauchfettgewebe von Übergewichtigen ist chronisch entzündet. Bei normalgewichtigen Mäusen hält eine spezifische Gruppe von Immunzellen diese Entzündungen in Schach. Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Harvard Medical School haben nun herausgefunden, dass sich diese Immunzellen mit Glitazonen aktivieren lassen.

Ursache der Entzündung sind Makrophagen, die in großer Zahl in das Bauchfettgewebe einwandern. Dort schütten sie Botenstoffe aus, welche die entzündlichen Vorgänge weiter anheizen. Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum fanden im Bauchfettgewebe normalgewichtiger Mäuse eine Gruppe von spezialisierten Immunzellen, regulatorische T-Zellen, welche die Entzündung in Schach halten. Im Bauchfett von fettleibigen Mäusen fehlte genau diese Zellpopulation fast vollständig. Mit experimentellen Methoden konnten die Forscher diese entzündungshemmenden T-Zellen in fettleibigen Mäusen vermehren. Daraufhin ging die Entzündung zurück, und der Zuckerstoffwechsel normalisierte sich.

Der molekulare Hauptschalter für die entzündungshemmende Aktivität der regulatorischen T-Zellen scheint das Zellkern-Protein PPARγ zu sein. Bei Mäusen, deren regulatorische T-Zellen kein PPARγ produzieren können, finden sich kaum noch entzündungshemmende T-Zellen, dafür aber deutlich mehr entzündungsfördernde Makrophagen als bei genetisch unveränderten Artgenossen.

Glitazone oder „Insulin-Sensitizer“ aktivieren dieses Rezeptormolekül im Zellkern. Bislang war man davon ausgegangen, dass die Glitazone den Zuckerstoffwechsel hauptsächlich dadurch verbessern, dass sie PPARγ in den Fettzellen aktivieren. Sie scheinen aber auch direkt auf die entzündungshemmenden Immunzellen zu wirken: Nach einer Behandlung mit Glitazonen stieg bei fettleibigen Mäusen die Anzahl entzündungshemmender Zellen im Bauchfett, zugleich sank die Zahl entzündungsfördernder Makrophagen.

Möglicherweise hat die Wirkung auf die entzündungshemmenden T-Zellen sogar Anteil am therapeutischen Effekt der Glitazone: Bei fettleibigen Mäusen verbesserte die Glitazon-Behandlung Stoffwechsel-Parameter wie Glucosetoleranz und Insulinresistenz. Bei den genetisch veränderten Tieren, deren regulatorische T-Zellen kein PPARγ produzieren können, normalisierten Glitazone den Zuckerstoffwechsel nicht.

Die chronische Entzündung des Fettgewebes gilt auch als Wachstumstreiber für viele Krebserkrankungen. Deshalb interessieren sich auch Krebsforscher für die Möglichkeit, solche Entzündungen mit einem Wirkstoff eindämmen zu können.

Literatur: Cipolletta, D., et al: Nature 2012; Online: doi: 10.1038/nature11132


Dr. Bettina Hellwig