Europäische Woche gegen den Krebs

Alkohol – ein oft unterschätzter Krebsrisikofaktor

Berlin - 28.05.2012, 14:22 Uhr


Alkoholkonsum gehört mit zu den „Top Ten“ der Krebsrisikofaktoren. Darauf weist die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) anlässlich der Europäischen Woche gegen den Krebs hin. Die DHS fordert daher eine konsequente Alkoholpolitik. Ähnlich wie bei der Tabakprävention müsse auch hier auf einen „Policy Mix“ gesetzt werden. Dieser sollte angebotsreduzierende Maßnahmen einschließen, etwa Preiserhöhungen durch Steuern.

Kein anderes Suchtmittel ist in Deutschland gesellschaftlich so akzeptiert wie Alkohol. Zugleich verursacht kein anderes Suchtmittel vergleichbar hohe Kosten: Die alkoholbedingten Gesundheitsausgaben und Produktivitätsverluste beziffern sich laut DHS auf rund 25 Mrd. Euro jährlich. Das ist deutlich mehr, als der Staat über Steuern auf Alkohol einnimmt (3,15 Mrd. Euro). 

Dass Alkoholkonsum abhängig machen kann, ist bekannt. Aber wie hoch die gesundheitlichen Risiken selbst bei „normalem“ Alkoholkonsum sind, werde häufig verdrängt, so die DHS. Dies gelte auch für Krebserkrankungen. So sei Alkohol häufig Ursache von Tumoren im oberen Verdauungstrakt (Speiseröhre, Mundhöhle und Rachenraum), an der Leber und im Dickdarm/Enddarm. Auch das Risiko für Brustkrebs bei Frauen erhöhe sich bei Alkoholkonsum in Abhängigkeit von der Dosis in allen Altersgruppen. Es sei sogar höher als beim gefürchteten Leberkrebs.

Über eine chronische Entzündung und Verfettung der Leber könne Alkohol zu einer sogenannten Schrumpfleber führen, die wiederum ein hohes Krebsrisiko darstelle. Frauen, die täglich etwa 20 Gramm Alkohol – also etwa einen viertel Liter Wein oder einen halben Liter Bier – trinken, hätten ein um das sechsfach erhöhte Risiko, an einer Zirrhose zu erkranken. Bei Männern liege die Grenze bei täglich etwa 40 Gramm.

Angesichts dieser Erkenntnisse werden nicht nur die Europäische Union sowie die Weltgesundheitsorganisation aktiv. Auch die DHS fordert eine konsequente Alkoholpolitik. In Deutschland gebe es noch viel Spielraum, um diese zu verbessern. Unter anderem schlägt die DHS vor, die Alkoholsteuer zu erhöhen, den Verkauf zeitlich zu begrenzen und die Werbung effektiver zu regulieren. Die DHS ist überzeugt: „Erst dann wird es möglich sein, vermeidbare Erkrankungen, wie alkoholbedingte Tumore, zu verringern, Kosten für Wirtschaft und Gesellschaft zu senken sowie die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen zu erhöhen“. 

Die Europäische Woche gegen den Krebs findet in diesem Jahr vom 25. bis 31. Mai statt.


Kirsten Sucker-Sket