Arzneimittel-Nebenwirkungen

Ärzte warnen vor Augenschäden durch Antiinfektiva

Berlin - 23.05.2012, 17:44 Uhr


Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft warnt vor Sehstörungen durch systemische Antiinfektiva, wie Linezolid, Telithromycin oder Voriconazol. Patienten, Ärzte und Pfleger sollten auf Anzeichen für Sehstörungen achten und wenn nötig einen Augenarzt hinzuziehen. Die betroffenen Arzneimittel werden vor allem im stationären Bereich eingesetzt.

Arzneimittel erreichen über den Kreislauf auch die Augen, erklärt Professor Dr. Klaus-Peter Steuhl, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). „Dort haben oft kleinste Veränderungen schwere Funktionsstörungen zur Folge“, so Steuhl weiter. Zudem würden sich Nebenwirkungen am Auge oft langsam entwickeln, und Patienten sprächen ihren Arzt erst spät darauf an. 

Vor allem eine längere Anwendung des Antibiotikums Linezolid könne zu dauerhaften Schäden des Sehnervs – bis hin zur Erblindung – führen, warnt  Dr. Matthias Huber vom Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité. Früh erkannt ließe sich die Therapie anpassen und eine – wenn auch meist langsam verlaufende – Besserung der Sehfunktion erreichen. Deshalb rät der Mediziner zu vorsorglichen Untersuchungen beim Augenarzt. Auch das Antibiotikum Telithromycin kann offenbar für die Augen gefährlich sein: Es beeinträchtige die Motorik der Augen, sodass Betroffene nur verzögert von der Fern- auf die Nahsicht wechseln können, teilweise sähen sie Doppelbilder, so Huber. Er empfiehlt bei Sehstörungen, die zeitnah zur Telithromycin-Therapie auftreten, einen Arzt aufzusuchen – so könnten andere Ursachen ausgeschlossen werden.

Sehr häufig löse das Pilztherapeutikum Voriconazol Sehstörungen aus, schildert Huber. Diese könnten verschwommenes Sehen, gestörtes Farbensehen oder Lichtscheue umfassen und sich meist innerhalb von einer Stunde zurückbilden. Wenn sie länger anhalten oder sehr ausgeprägt sind, rät Huber auch hier zu einem Arztbesuch.

Über Nebenwirkungen am Auge bei systemischer Therapie mit Antiinfektiva berichtet auch die Fachzeitschrift „Deutsche Medizinische Wochenschrift“. Huber ist einer der beiden Autoren des Beitrags.


Svenja Schwob