Koffein im Alltag

Krankenhausreif durch Kaffee und Cola?

Berlin - 16.05.2012, 17:08 Uhr


Cola ist nicht die Ursache für den Tod einer 30jährigen Neuseeländerin, doch der übermäßige Konsum des Getränks scheint womöglich dazu beigetragen zu haben. Anlass für „Spiegel-Online“, die Gefährlichkeit von Koffein auch im Hinblick auf Tabletten und Konzentrate zu beleuchten.

Natasha Harris trank vor ihrem Tod im Februar 2010 täglich bis zu acht Liter Cola. Dazu aß sie fast nichts und rauchte pro Tag bis zu anderthalb Schachteln Zigaretten – sie starb an einem Herzinfarkt. Ungeklärte oder merkwürdige Todesfälle wie dieser werden in Neuseeland gerichtlich untersucht. Der Lebensgefährte der Toten behauptete, Natasha sei süchtig nach dem Getränk gewesen. Tatsächlich stellte sich in der Autopsie der Leiche heraus, dass die junge Frau an den Folgen eines akuten Kaliummangels verstarb – einer bekannten Nebenwirkung von übermäßigem Cola- oder Koffeinkonsum. Doch im konkreten Fall kam das Gericht zu dem Schluss, dass die hohe Flüssigkeitszufuhr das Kalium ausgeschwemmt habe. In einer Stellungnahme der Firma Coca Cola heißt es dementsprechend: Auch wer regelmäßig acht bis zehn Liter Wasser trinke, verliere zu viel Kalium.

Um sich als gesunder Erwachsener mit Espresso, Cola und co. aufgrund des Koffeingehalts „krankenhausreif“ zu trinken, benötigt es nach Wissenschaftlermeinung tatsächlich einige Liter mehr, als der Durchschnittsbürger zu sich nimmt: Eine Tasse Kaffee enthält circa 80 mg Koffein, Cola nach Firmenangaben zwischen zehn und zwölf Milligramm pro 100 ml. Klinisch unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Durchfall, Angst und Tremor treten ab einer Aufnahme von über 500 mg Koffein ein. Die beschriebene Hypokaliämie sowie Tachykardien, Herz-Arrhythmien und Krampfanfälle sind ab einem Gramm Koffein zu erwarten. Für einen gesunden Mann (85 kg) wirken fünf bis zehn Gramm Koffein (oder 119 Tassen Kaffee) peroral zugeführt tödlich.

Vergiftungsfälle durch koffeinhaltige Getränke treten laut „Spiegel-Online“ aufgrund der „absurd“ hohen Volumina sehr selten auf. Viel gefährlicher seien dagegen Tabletten und Konzentrate. Koffeinhaltige Tabletten werden auch in deutschen Apotheken in Dosierungen von 200 mg pro Tablette verkauft und sollten nur mit spezifischen Hinweisen abgegeben werden. Indiziert sind sie laut Beipackzettel zur „kurzfristigen Beseitigung von Ermüdungserscheinungen“. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass eine Dosis von zwei Tabletten (entsprechend 400 mg) innerhalb von 24 Stunden nicht überschritten werden darf. Beim Verdacht einer Überdosierung ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen, der – soweit nicht schon spontan erfolgt – Erbrechen auslöst.


Almuth Schmidt