Komplizierte Quartalsbilanz

Abschreibungen belasten Celesio – Gehe positiv

Stuttgart - 14.05.2012, 10:50 Uhr


Der Stuttgarter Pharmahändler Celesio wartet zum Jahresauftakt mit einer komplizierten Quartalsbilanz auf. Je nach Lesart der Zahlenkolonnen kann man zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Lässt man die zum Verkauf stehenden Celesio-Töchter Movianto, Pharmexx und DocMorris außer Betracht, hat Celesio im 1. Quartal bei Umsatz und Gewinn zugelegt. Rechnet man die noch zum Konzern gehörenden Tochterfirmen ein, schreibt Celesio sogar rote Zahlen bei einem bilanziellen Verlust von 5,4 Millionen Euro.

Kompliziert wird die Bilanzbetrachtung durch die Unterteilung in Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten und nicht fortgeführten Aktivitäten. Besteht eine feste Verkaufsabsicht innerhalb eines Jahres, müssen nach den Bilanzregeln diese Beteiligungen als nicht fortgeführte Aktivitäten klassifiziert werden. Das betrifft im Celesio-Fall Movianto, Pharmexx und DocMorris. 

Ohne Sondereffekte und aktuelle Abschreibungen dieser Tochterfirmen hat Celesio danach einen Gewinn in Höhe von 53,0 Millionen Euro erwirtschaftet, etwas mehr als die 50,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte um 2,5 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Unter Einbeziehungen der Belastungen durch die Celesio-Töchter ergibt sich jedoch ein Bilanzverlust in Höhe von 5,4 Millionen Euro.

Keine präzisen Angaben macht Celesio zur Umsatz- und Gewinnentwicklung bei der Großhandelstochter Gehe. Nur soviel: Gehe habe sich im 1. Quartal positiv entwickelt. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte Celesio-Chef Pinger. Gehe habe seinen Marktanteil in Deutschland gehalten oder leicht ausgebaut, das Gehe-Ergebnis habe sich aufgrund der veränderten Vergütungssysteme „deutlich positiv“ im zweistelligen Prozentbereich verbessert. Welchen Anteil Gehe zum Gesamtkonzernergebnis beiträgt, teilt Celesio traditionell nicht mit. Nach Brancheninformationen liegt der Gehe-Umsatz bei knapp unter einer Milliarde Euro.  

Fortschritte sind laut Pinger auch bei den angestrebten Verkäufen von Movianto, Pharmexx und der DocMorris-Versandapotheke zu vermelden. „In allen drei Fällen gibt es konkrete Angebote und Interessen“, sagte Pinger. Eine Zeitperspektive für einen Vertragsabschluss wollte Pinger aber nicht nennen. Aufgegeben und verkauft werden sollen auch der Großhandel und das Apothekengeschäft in Tschechien.

„Das erste Quartal 2012 macht deutlich, dass wir mit unserer neuen Strategie auf dem richtigen Weg sind", sagte Unternehmenschef Markus Pinger bei der Vorstellung der Quartalszahlen. „Unsere gesetzten Ziele haben wir erreicht und unseren Umsatz und das Ergebnis gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert." Die im vergangenen Jahr eingeleiteten Maßnahmen - insbesondere der Sparkurs - zeigten bereits Wirkung und spiegelten sich im Ergebnis wider.

Um die Kosten besser in den Griff zu bekommen, leitete Celesio bereits ein Sparprogramm ein. Unter anderem will der Celesio-Chef den Personalstand von derzeit rund 46.000 Mitarbeitern in 27 Ländern kürzen. Davon betroffen sind die großen Verwaltungen in Österreich, Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Deutschland.

Das laufende Jahr sieht der Celesio-Chef als Übergangsjahr. Für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) peilt das Stuttgarter Unternehmen mindestens 575,0 Millionen Euro an. 2011 hatte Celesio ein EBITDA von 578,3 Millionen Euro ausgewiesen. Ab dem kommenden Jahr soll Celesio dann wieder Zuwächse verzeichnen.


Lothar Klein