Erkrankungen des Immunsystems

Schnelleres Diagnoseverfahren für das Hämophagozytose-Syndrom

Freiburg - 07.05.2012, 09:49 Uhr


Das Hämophagozytose-Syndrom ist eine extrem seltene Erkrankung (etwa 1 von 100.000 Menschen), bei der sich das körpereigene Abwehrsystem gegen die eigenen Blutzellen richtet. Jetzt wurde ein neuer Test zur schnellen Diagnostik der angeborenen Formen entwickelt.

Das Hämophagozytose-Syndrom wird in genetisch bedingte und erworbene Formen unterteilt. Die angeborenen Formen beruhen auf einer Störung des „Killer“-Mechanismus von Abwehrzellen. Durch diesen Mechanismus werden virusinfizierte Zellen abgetötet, aber auch immunstimulierende Zellen unter Kontrolle gehalten. Bei den angeborenen Formen können schon in den ersten zwölf Lebensmonaten deutliche Symptome auftreten. Typisch sind lang anhaltendes hohes Fieber, Entzündungen vor allem der Leber und der Milz, erniedrigte Blutzellzahlen und neurologische Auffälligkeiten wie Teilnahmslosigkeit oder Zittrigkeit. Die rechtzeitige Einleitung einer Stammzelltransplantation bietet die einzige Aussicht auf Heilung.

Bisher konnte die Störung nur mit einem groben, sehr störanfälligen Test nachgewiesen werden, so dass erst Gentests genügend Sicherheit für weitere Therapieentscheidungen brachten. In Zusammenarbeit von vier europäischen Labors wurde jetzt eine groß angelegte, prospektive Studie mit rund 500 Patienten durchgeführt, von denen etwa 100 an einer genetischen Form des Syndroms erkrankt waren.

In der Studie konnten die Wissenschaftler zeigen, dass ein neues Testverfahren, das innerhalb von 48 Stunden Ergebnisse liefert, ein hoch sensibles und valides Instrument zur Diagnose von angeborenen Formen der Erkrankung ist. Der neue Test ist ein sogenannter Degranulations-Assay. Er macht es sich zunutze, dass der „Killer“-Mechanismus auf der Ausschleusung von Vesikeln aus den Immunzellen beruht, in denen die „Killerproteine“ gespeichert sind. Der Test weist die Ausschleusung der Vesikel nach. Ist sie gestört, liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine genetische Störung vor. Weitere Vorteile: Der Test ist schneller und kostengünstiger als eine genetische Untersuchung.

Literatur: Bryceson, A. T., et al.: Blood 2012;119(12):2754-63.


Dr. Bettina Hellwig