WHO-Bericht „Born too soon“

Jedes zehnte Kind wird zu früh geboren

Berlin - 03.05.2012, 16:20 Uhr


Jedes Jahr werden weltweit 15 Millionen Babys zu früh geboren, mehr als eine Million von ihnen stirbt. Nach dem Bericht „Born too soon“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind die Zahlen damit sowohl in Entwicklungs- als auch in Industrieländern gestiegen. Prozentual werden die meisten Frühchen in der Subsahara-Afrika-Region geboren, die wenigsten in Weißrussland.

Elf Länder haben eine Frühgeburtenrate über 15 Prozent – bis auf zwei befinden sich alle in der Subsahara. Die schlechteste Prognose haben Kinder im ostafrikanischen Staat Malawi: 18,1 Prozent der Babys kommen hier zu früh auf die Welt. Auf den Komoren und im Kongo sind es jeweils 16,7 Prozent. In den Entwicklungsländern führen vor allem die schlechte medizinische Versorgung und Unterernährung der Mütter zu Frühgeburten.

Auch Industrienationen verzeichnen mehr Frühchen: In den USA kommen mittlerweile zwölf Prozent aller Babys zu früh auf die Welt. In Deutschland sind es 9,2 Prozent. Die Experten machen hier das höhere Alter der Mütter (>35 Jahre) für das höhere Frühgeburtsrisiko verantwortlich. Mehrlingsschwangerschaften durch künstliche Befruchtung oder Erkrankungen der Mutter sowie Rauchen in der Schwangerschaft führen in den Wohlstandsnationen ebenfalls zu Komplikationen.

Im Unterschied zu den Entwicklungsländern haben die Frühchen in Industrienationen jedoch deutlich bessere Überlebenschancen: Von den extrem früh Geborenen (< 28 Wochen Schwangerschaft) sterben in den Ländern mit geringen Einkommen mehr als 90 Prozent in den ersten Tagen nach der Geburt, in Ländern mit hohen Einkommen sind es unter zehn Prozent. 

Dabei könnten drei Viertel der Frühchen in den Entwicklungsländern durch einfache Maßnahmen gerettet werden: Experten der Vereinten Nationen benennen vorgeburtliche Cortison-Spritzen für die Mütter als Maßnahmen zur Reifung der Lungenfunktion des Kindes, das Warmhalten der Frühchen in Tragetüchern am Bauch der Mutter („cangaroo care“) sowie antibiotische und antiseptische Arzneimittel gegen Infektionen.


Almuth Schmidt