Kein Trajenta® in Deutschland

Boehringer beendet Preisverhandlungen

Ingelheim - 30.04.2012, 13:56 Uhr


Das Antidiabetikum Trajenta® (Linagliptin) ist nun offiziell aus dem Handel genommen, nachdem der Hersteller Boehringer Ingelheim aus den Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband ausgestiegen ist. Ein Erstattungspreis auf dem Niveau der generischen Vergleichstherapie der sei für das Unternehmen nicht akzeptabel, hieß es.

Boehringer und Lilly, die das Präparat gemeinsam entwickelt haben und vertreiben, hatten schon während des Verfahrens der frühen Nutzenbewertung entschieden, ihr neues Produkt in Deutschland nicht auf den Markt zu bringen. Ihnen widerstrebte von Anbeginn die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) ausgewählte Vergleichstherapie. Dennoch durchlief Trajenta® das Verfahren – und auch die Preisverhandlungen starteten. Doch damit ist es nun vorbei.

Wie Boehringer mitteilte, war für Trajenta® in Deutschland ein Herstellerabgabepreis in Höhe von 1,20 Euro Tagestherapiekosten nach Abzug des Zwangsrabattes vorgesehen. Der europäische Durchschnittspreis liege bei 1,27 Euro Tagestherapiekosten, so das Unternehmen. Die Präparate, mit denen der G-BA Linagliptin verglichen hatte (Glibenclamid, Glimepirid ggf. in Kombination mit Metformin sowie Metformin kombiniert mit Humaninsulin), sind allerdings deutlich günstiger. Insofern dürfte die Annäherung zum GKV-Spitzenverband schwierig gewesen sein.

Boehringer Ingelheim und Lilly äußerten nun ihr Bedauern, „dass ein neuer Wirkstoff wie Linagliptin zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu einem angemessenen Preis, der dieser Innovation gerecht werden würde, auf den deutschen Markt gebracht werden kann“. Engelbert Günster, Landesleiter Deutschland bei Boehringer sieht die Befürchtungen, die bereits zu Beginn des AMNOG-Prozesses bestanden, bestätigt. „Einen Preis auf Generika-Niveau der Sulfonylharnstoffe im niedrigen zweistelligen Centbereich können wir als forschendes Arzneimittelunternehmen für ein innovatives Medikament nicht akzeptieren“. Die Unternehmen fordern nun eine erneute und sachgerechte Nutzenbewertung. Zudem wollen sie einige Prozessfragen juristisch klären lassen. Bis zu einer Einigung über einen für die Unternehmen akzeptablen Erstattungsbetrag ist Linagliptin für Patienten in Deutschland daher weiterhin nicht verfügbar.

In anderen Ländern ist Trajenta® dagegen auf dem Markt. In Europa haben die nationalen Gesundheitsbehörden laut Boehringer entweder einen Preis auf dem Niveau von DPP-4-Inhibitoren genehmigt oder auf den Trajenta®-Preis in anderen europäischen Ländern verwiesen. So nimmt es nicht Wunder, dass das bekannte Referenzpreisland Deutschland hier kein Vorbild für andere Länder sein will.


Kirsten Sucker-Sket