WHO-Daten zu Masern

Indien bleibt Sorgenkind

Berlin - 27.04.2012, 12:10 Uhr


Die Masernsterblichkeit weltweit um 90 Prozent senken und Europa zum masernfreien Gebiet erklären können – das waren die ehrgeizigen Projekte der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum Jahr 2010. Doch die Organisation muss sich eingestehen, dass sie ihre hochgesteckten Ziele nicht erreicht hat.

Indien hat nach einer Auswertung von WHO-Daten durch die Forschergruppe die geringste Durchimpfrate gegen Masern weltweit. Nur 74 Prozent der Bevölkerung sind gegen die Viruserkrankung geimpft. Aufgrund der relativ geringen Zahl an Geimpften verzeichnet Indien daher auch fast die Hälfte aller weltweiten Maserntodesfälle (47 Prozent). Um die Krankheit weiter einzudämmen, setzt die WHO auf dem asiatischen Subkontinent abermals auf Impfkampagnen sowie die Einführung einer zweiten Masern-Impfung.

In Afrika sieht man dagegen bereits erste sichtbare Erfolge: Vor allem die „Measles Initiative“ (Masern Initiative) des amerikanischen Roten Kreuzes in Zusammenarbeit mit der UNICEF und weiteren Hilfsorganisationen konnte die Masernsterblichkeit hier im Vergleich zum Jahr 2000 um 85 Prozent reduzieren. Die Strategie stützt sich auf vier Säulen: eine erstmalige Schutzimpfung für einjährige Säuglinge, das Angebot einer zweiten Schutzimpfung für Kinder bis zu einem Alter von 15 Jahren, eine effektive Überwachung und die Betreuung von Erkrankten mit Komplikationen. Trotz der sich bessernden Situation entfallen immer noch 36 Prozent der weltweiten Todesfälle auf den afrikanischen Kontinent.

Im Vergleich zu Schwellen- und Entwicklungsländern sind die Impfraten in Europa erwartungsgemäß deutlich höher. Hier ist das langfristige Ziel der WHO, die Masern zu eliminieren. Da der Mensch als einziger Wirt des Virus gilt, könnte die Impfung nicht nur der Prävention des Einzelnen dienen, sondern auch dem Erreger insgesamt den „Nährboden“ entziehen. In Deutschland waren im Jahr 2005 nach Zahlen des Robert Koch Instituts (RKI) circa 94 Prozent der Erstklässler einmalig gegen Masern geimpft. 77 Prozent hatten auch die zweite Impfung erhalten. Allerdings müssten mindestens 95 Prozent der Kinder zweifach geimpft sein, damit die Elimination erreicht werden könne, so die WHO. Als positives Beispiel gelten Amerika und die skandinavischen Länder, in denen durch die zweifache Impfung heute keine einheimischen Masern mehr auftreten.

Da es im Falle einer Masern-Erkrankung keine spezifischen Therapeutika gibt, sollte eine Infektion nach Empfehlung des RKI in jedem Fall verhindert werden. Wichtige Informationen zur Masern-Impfung stellt das RKI auf seiner Internetseite zur Verfügung.


Almuth Schmidt