Wirtschaftsforum 2012

Apotheken von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt

Potsdam - 26.04.2012, 10:45 Uhr


Das Apothekerhonorar muss angepasst werden! Dieser Forderung war auf dem Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbands am 26. April in Potsdam nicht zu überhören.

„Durch das Nichthandeln des Ministeriums für Wirtschaft und Technologie – sei es durch die Fachbeamten, sei es durch die politische Leitung - wurde das 2004 eingeführte packungsbezogene Fixum in Höhe von 8,10 Euro bis heute nicht angepasst. Die Apotheken sind dadurch von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt“, so Karl-Heinz Resch, ABDA-Geschäftsführer Wirtschaft, Soziales und Verträge, in seinem Wirtschaftsbericht. Demgegenüber sei die Inflationsrate auf über 114 Prozentpunkte gestiegen, die Adexa-Tariflöhne auf 118 Prozentpunkte, das Bruttoinlandsprodukt auf 120 und die GKV-Einnahmen auf über 130 Prozentpunkte.

Auch die Personal- und Sachkosten seien – aufgrund neuer gesetzlicher Aufgaben – um 624 Mio. Euro gestiegen. Die sogenannte leistungsgerechte Vergütung von 8,10 Euro pro abgegebener Rx-Packung hätte bis zum Jahr 2012 um 1,04 Euro auf 9,14 Euro angepasst werden müssen, rechnet Resch vor. Die Alternative dazu wäre gewesen, den Apothekenabschlag an die Krankenkassen auf 0,96 Euro abzusenken.

Ein Blick auf die Entwicklung der GKV-Ausgaben in den vergangenen Jahren zeigt zudem, dass Ärzte, Zahnärzte und Krankenhäuser deutliche Zuwächse zu verzeichnen haben, die Apotheker dagegen bei nahezu auf dem Stand von 2001 stagnieren.

Als weitere Belastung und als Argument für eine dringende Anpassung sieht Resch neben dem Apothekenabschlag und der damit verbundenen Rechtsunsicherheit über dessen Höhe den Ausschluss der OTC aus der Erstattungspflicht (Umsatzverluste) und das Verbot der Naturalrabatte sowie die Begrenzung der Barrabatte. In der Summe fehlen den Apotheken dadurch 200 Mio. Euro pro Jahr. Hinzu kommt noch der dauerhafte Solidarbeitrag des pharmazeutischen Großhandels in einer Größenordnung von rund 200 Mio. Euro, den der Großhandel über nachteiligere Einkaufskonditionen weiterreicht.

Resch sieht dringenden Handlungsbedarf: „Ausreden und Vertröstungen haben wir uns lange genug anhören müssen. Jetzt ist die Politik gefordert, die unterbliebene Teilhabe der Apothekerschaft an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland endlich nachzuholen und für die Zukunft einen regelmäßigen Anpassungsmechanismus wie bei anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen gesetzlich vorzusehen.“


Peter Ditzel