Neue MS-Leitlinie

Therapie mit Natalizumab und Fingolimod

25.04.2012, 10:02 Uhr


Die Therapie mit Natalizumab (Tysabri®) führte in den Zulassungsstudien zu einer deutlich stärkeren Schubreduktion als die Behandlung mit den bisher eingesetzten Basistherapeutika. Ein weiterer Fortschritt ist das oral einsetzbare Fingolimod (Gilenya®), das im Frühjahr 2011 auf den Markt kam.

Natalizumab und Fingolimod sind indiziert, wenn eine hochaktive schubförmige MS trotz Behandlung mit einem Basistherapeutikum weiterhin hohe Krankheitsaktivität zeigt, oder wenn die Erkrankung einen besonders rasch fortschreitenden und schweren Verlauf nimmt.

Allerdings existiert kein direkter Vergleich, und die MS-Patientenkollektive dieses Jahrzehnts sind weniger schwer erkrankt als bei den Interferon-beta-Studien der 90er Jahre.

Natalizumab ist mit dem Risiko der Entwicklung einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) assoziiert. Belastbarster Risikofaktor ist die Dauer der Therapie mit Risikoanstieg nach einer Therapiedauer von mehr als 24 Monaten. Daneben sind vorherige Immunsuppression und Positivität für JC-Virus-Antikörper mit einem höheren Risiko assoziiert. Die mit Natalizumab assoziierte progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) hat eine Überlebensrate von 80%. Früherkennung der Symptome verbessert die Prognose. Bei der Therapie mit Natalizumab sollte daher im Sinne der Pharmakovigilanz nach Hinweisen auf mögliche Nebenwirkungen einer intensiven Immunintervention (z. B. opportunistische Infektionen) gesucht werden. Wegen der Möglichkeit von Leberfunktionsstörungen ist außerdem ein gezieltes Labormonitoring angezeigt.

Die Behandlung mit Fingolimod kann ebenfalls in seltenen Fällen zu schweren Infektionen führen. Das vereinzelte Auftreten von Hauttumoren, ferner Auswirkungen auf Herzfrequenz, Blutdruck, Atemfunktion, Leberfunktion und Sehfunktion sind möglich und bedürfen besonderer Aufmerksamkeit und Überwachung.

Die neue Leitlinie steht ab sofort auf den Webseiten der Organisation (www.dgn.org) und des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) zum Download bereit.


Dr. Bettina Hellwig