Zwischenahner Dialog

Wolf fordert Sicherung der ländlichen Arzneimittelversorgung

Bad Zwischenahn - 23.04.2012, 13:36 Uhr


Als „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnete ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf das Versorgungsstrukturgesetz mit seinen Regelungen für Landärzte.

Auch Apotheker auf dem Land hätten Schwierigkeiten, Nachfolger zu finden, so Wolf. Apothekenschließungen in ländlichen Regionen hätten auch Nachteile für die verbleibenden Apotheken, weil die Notdienste häufiger stattfänden. Arzneimittelversand und Internetärzte seien keine geeigneten Versorgungskonzepte, denn der Internetarzt könne den Patienten nicht abhören, so Wolf. Apotheken verursachen Kosten, aber mit mehr Apotheken werde es nicht teurer. „Denn die Kosten werden durch die Morbidität bestimmt“, erklärte Wolf.

Die Sicherung der flächendeckenden Versorgung auf dem Lande war ein wesentliches Thema am ersten Tag des diesjährigen Zwischenahner Dialoges. Die Betroffenheit der Apotheken stellte Dr. Martin Thomsen, Geschäftsführer der Apothekerkammer Niedersachsen, dar. Landapotheken seien von der GKV abhängig, weil diese für 90 Prozent der Umsätze stehe. Mit billigen OTC-Arzneimitteln könnten die Patienten nicht gelockt werden, dort funktioniere nur Qualitätswettbewerb. Apotheken mit weniger als einer Million Euro Umsatz seien „akut existenzgefährdet“. Doch warnte Thomsen vor dem Irrtum, dass Apothekenschließungen die verbleibenden Apotheken stärken würden. Stattdessen würden sich die Vorteile auf wenige starke Apotheken konzentrieren. „Den anderen geht es gleichmäßig schlechter“, so Thomsen. In Kleinstädten entstehe eine Sogwirkung durch Medizinische Versorgungszentren. Die Organisation des Notdienstes werde mit weniger Apotheken immer schwieriger.

Bei der Analyse der Versorgungslage sollte man nicht statistische Mittelwerte, sondern die Gesamtsituation betrachten, empfahl Thomsen. Die Zahl der Einwohner pro Apotheke sei nicht immer aussagekräftig, weil die Facharztversorgung vielfach in Städten stattfindet. Die sinkende Zahl der Apotheken auf dem Land gefährde die Versorgung, schon heute gäbe es Probleme in Ostfriesland und im Harz. Doch es finde kein „Erdrutsch“ statt. „Ein plötzliches Apothekensterben gibt es nicht“, so Thomsen, denn ältere Apotheker lebten von der Substanz. Doch Apotheken sind vielfach nicht mehr veräußerbar, und es gibt damit keine Nachfolger.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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