Schwere Depression

Tiefe Hirnstimulation wirkt dauerhaft

Bonn - 19.04.2012, 11:54 Uhr


Hirnschrittmacher haben bei Patienten mit schwersten Depressionen einen Langzeiteffekt. Das haben nun Wissenschaftler der Universitätsklinik Bonn nachgewiesen.

Menschen mit schweren Depressionen sind ständig niedergeschlagen, antriebslos, ziehen sich zurück und empfinden keine Freude mehr. Häufig werden die Betroffenen mit Psychotherapien und Medikamenten behandelt; bei manchen Patienten hilft jedoch keine Therapie.

Ein möglicher Ausweg ist die „tiefe Hirnstimulation“, bei der den Patienten Elektroden ins Gehirn eingepflanzt werden. Zielpunkt ist der Nucleus accumbens - eine Hirnregion, die als Belohnungszentrum bekannt ist. Dort stimuliert ein schwacher elektrischer Strom die Nervenzellen. Solche Hirnschrittmacher werden heute oft von Neurochirurgen und Neurologen zur Behandlung des ständigen Muskelzitterns bei der Parkinson-Krankheit eingesetzt.

Die Bonner Wissenschaftler konnten bereits im Jahr 2009 nachweisen, dass Hirnschrittmacher auch eine Wirkung bei schwerst depressiven Patienten zeigen. Von zehn Probanden, denen Elektroden in den Nucleus accumbens implantiert worden waren, zeigte sich bei allen eine Linderung der Symptome. Die Hälfte der Probanden sprach besonders deutlich auf die Reizung durch die Elektroden an.

In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher, ob diese Effekte langfristig erhalten bleiben. Die Wissenschaftler beobachteten insgesamt elf Patienten über einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren. Manche der Patienten hatten bis zu 60 vergebliche Behandlungen mit Psychotherapie, Medikamenten und Elektrokrampftherapie hinter sich. Die Teilnehmer der Studie zeigten bereits nach kurzer Zeit eine Besserung der Symptome. Bei knapp der Hälfte der Probanden reduzierten sich die Symptome nachhaltig um mehr als 50 Prozent. Wer anfangs auf die tiefe Hirnstimulation ansprach, spricht auch heute noch darauf an.

Literatur: Bewernick, B. H., et al.: Neuropsychopharmacology 2012; Online: DOI: 10.1038/npp.2012.44.


Dr. Bettina Hellwig


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