Lungenkrebs und COPD

Operation ohne Messer verlängert Leben

Berlin - 17.04.2012, 10:00 Uhr


Leiden Menschen mit Lungenkrebs zusätzlich an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), kann eine moderne stereotaktische Bestrahlung die Überlebenszeit verlängern. Das stellt die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer aktuellen Studie fest.

50 bis 70 Prozent aller Menschen, bei denen Lungenkrebs diagnostiziert wird, haben zu diesem Zeitpunkt auch eine COPD („Raucherlunge“) mit Kurzatmigkeit und Atemnot. Ihre Konstitution ist dadurch so geschwächt, dass sie die Strapazen einer Operation mit der teilweisen Entfernung der Lunge nicht überleben würden.

Wie eine aktuelle Studie aus Amsterdam zeigt, kann auf die Operation verzichtet werden, ohne dass die schwer kranken Patienten eine schlechtere Prognose haben. Aus den Daten der Studie leitet sich für die Patienten eine Wahrscheinlichkeit von 89 Prozent ab, innerhalb von drei Jahren nach der sogenannten „stereotaktischen Radiotherapie“ ohne Tumorrückfall am Ort der Bestrahlung zu überleben. Die Ergebnisse sind mit denen nach einer Lungenoperation vergleichbar; die OP ist aber häufig mit einer Verschlechterung der Lungenfunktion und einem erhöhten Sterberisiko verbunden. Die meisten Patienten in der Studie hätten eine Operation wahrscheinlich nicht überlebt.

Die stereotaktische Radiotherapie gleicht einer Operation ohne Messer. Nachdem die Ärzte den Tumor zuvor mit einer speziellen Goldspirale markieren, wird seine genaue Position mithilfe von Aufnahmen eines Computertomografen erfasst. Der Tumor wird dann von mehreren Seiten gleichzeitig mit jeweils geringer Dosis bestrahlt. Während das Gewebe rund um den Tumor so geschont wird, treffen die Strahlen präzise im Krebsgewebe aufeinander. Dadurch ist die Strahlendosis an diesem Punkt groß genug, um das Gewebe effektiv zu zerstören. Die Behandlung kann in den meisten Fällen ambulant durchgeführt werden und wird in der Regel gut vertragen.

Doch auch wenn der Tumor in der Lunge erfolgreich zerstört werden kann, sind die Chancen bei Lungenkrebs vergleichsweise schlecht: Von den behandelten Patienten der Studie starben – trotz der guten Tumorbehandlung – mehr als die Hälfte in den ersten drei Jahren.

Literatur: Palma, D., et al.: Int. J. Radiat. Oncol. Biol. Phys. 2012;82:1149–56; Online: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21640513.


Dr. Bettina Hellwig