Rivastigmin und Galantamin

IQWiG veröffentlicht Abschlussbericht

Berlin - 04.04.2012, 09:19 Uhr


Bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz können Galantamin und Rivastigmin die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen. Das zeigt die abschließende Nutzenbewertung von Rivastigmin und Galantamin durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Die Ergebnisse bestätigen den Vorbericht zu Galantamin und Rivastigmin-Pflaster des IQWiG vom Juli 2011. Die Kölner Wissenschaftler haben verschiedene Studien ausgewertet.

Einer verbesserten Denkleistung durch Galantamin im Vergleich zu Placebo stehen belegte Schäden gegenüber. Es sei häufiger zu Magen-Darm-Beschwerden unter der Therapie gekommen. Für den Bereich „Aktivitäten des täglichen Lebens“ konnten keine klinisch relevanten Vorteile ausgemacht werden.

Das IQWiG wertete eine Langzeitstudie aus, die untersuchte, wie groß der Nutzen  einer Weiterbehandlung mit Galantamin für Patienten ist, die bereits positiv auf eine Therapie mit dem Acetylcholinesterasehemmer angesprochen haben. Dem Institut zufolge ergibt sich für eine länger andauernde Therapie ein Anhaltspunkt für einen Nutzen.

Bei dem Alzheimer-Arzneimittel Rivastigmin verglich das IQWiG zwei verschiedene Darreichungsformen: transdermale Pflaster (10 cm²) und Hartkapseln (12 mg). Demnach gibt es keine Belege für einen geringeren oder höheren Nutzen durch das Rivastigmin-Pflaster gegenüber der oralen Therapie. Magen-Darm-Beschwerden traten zwar durch das Pflaster seltener auf, dafür nahmen Hautirritationen zu.

Das IQWiG untersuchte den Nutzen der beiden Rivastigmin-Pflastergrößen 5 cm² und 10 cm² im Vergleich zu Scheinmedikamenten. In beiden Fällen konnte das Institut keine Belege für einen Nutzen ermitteln. Allerdings fanden die Wissenschaftler durch das größere Pflaster einen Hinweis auf einen Nutzen bezüglich der kognitiven Leistungsfähigkeit für Patienten unter 75 Jahren, für ältere lediglich einen Anhaltspunkt.

Als belegt gilt, dass das 10 cm²-Pflaster häufig Hautirritationen und gastrointestinale Nebenwirkungen hervorruft sowie Studienabbrüche provoziert. Hinweise auf Hautschädigungen gebe es auch für 5 cm²-große Rivastigmin-Pflaster.

Das IQWiG bewertete in diesem Verfahren erstmalig Rivastigmin-Präparate in Form von Pflastern, die seit 2007 auf dem Markt sind. Im selben Jahr hatte das Institut eine Nutzenbewertung der zur Gruppe der Cholinesterasehemmer gehörenden Wirkstoffe Donezepil, Galantamin und Rivastigmin (oral) vorgelegt. Eine Aktualisierungsrecherche ergab, dass es zu Galantamin inzwischen weitere, zum Teil unveröffentlichte Studiendaten gibt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beauftrage 2009 das IQWiG, den Nutzen von Galantamin erneut und von Rivastigmin-Pflastern ergänzend zu dem Bericht von 2007 zu untersuchen.


Svenja Schwob