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Nanoteilchen gegen den Schlaganfall

Würzburg - 02.04.2012, 09:31 Uhr


Nanobodies sollen nach einem Schlaganfall die typischen Reaktionsketten bremsen oder stoppen und auf diese Weise verhindern, dass das geschädigte Areal noch nach Tagen größer wird.

Daran arbeiten im europaweiten Forschungsverbund „Nanostroke“ Wissenschaftler aus Würzburg, Hamburg, Barcelona, Bilbao, Rom und Ferrara. Sie wollen beim Schlaganfall die Rolle der Warnsignale und deren Rezeptoren besser verstehen, Nanobodies gegen diese entwickeln und sowohl in Tierversuchen als auch an menschlichen Zellen testen. Die Europäische Union unterstützt das Projekt, das auf drei Jahre angelegt ist, mit rund 1,2 Millionen Euro. Darüber informierte jetzt die Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Drei Nanometer – drei Millionstel eines Millimeters – sind die Nano-Antikörper groß. Im Vergleich zu konventionellen Antikörpern verfügen sie über eine Reihe von Vorteilen: Sie sind äußerst stabil, ungiftig und für die Immunabwehr nur schwer zu entdecken. Im Körper lassen sie sich schnell und gezielt an die gewünschten Orte bringen, wo sie eine hohe Affinität zu den entsprechenden Zielstrukturen an den Tag legen. Über die Niere werden sie schnell wieder ausgeschieden. Außerdem ist ihre Herstellung vergleichsweise günstig.

Beim Schlaganfall dienen „Warnsignale“ als potenzielle Angriffspunkte. Nach einem Schlaganfall setzt das Gehirn eine sofortige Entzündungsreaktion in Gang. Für diese Reaktion produzieren absterbende Zellen bestimmte Moleküle, mit denen sie ihrer Umgebung signalisieren, dass Gefahr droht. Diese Warnsignale binden an die Rezeptoren von Immunzellen und setzen damit eine Immunantwort in Gang, an deren Ende eine weitere Schädigung des betroffenen Gehirnareals steht. Weil dieser „Warnruf“ sterbender Zellen eine Vielzahl von Signalen und Signalketten nach sich zieht, bietet er sich als Ziel für eine Therapie an. Wenn es gelingt, diese Reaktion zu stoppen, sollten sich die Folgeschäden deutlich verringern lassen. 


Dr. Bettina Hellwig


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