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Über Krebs sprechen
„Wie" geht vor "Was"
Die Kunden stehen Schlange in der Apotheke, alle haben es besonders eilig oder ganz spezielle zeitraubende Probleme. Ganz normaler Alltagsstress. Da bricht es aus einer Stammkundin heraus: "Gestern wurden Metastasen entdeckt!“ Wie reagieren Sie darauf? Wie kommunizieren Sie mit Betroffenen und Angehörigen?
Obwohl die Situation so oder ähnlich gar nicht so selten vorkommt, reagieren wir doch oft inadäquat oder hilflos. Dabei haben Personen oder deren Angehörige in solch schwierigen Lebenssituationen häufig ein großes Mitteilungsbedürfnis, wie Kommunikationsexperte Peter Edwin Brandt auf der Interpharm in Frankfurt zeigte. Mit der Diagnose „Krebs“ verknüpfen wir damit noch immer viele Tabuthemen, die uns sprachlos machen. Wir haben Hemmungen, negativ besetzte Begriffe wie „Krebs“, „Metastasen“ oder „unheilbar“ in den Mund zu nehmen. Stattdessen tappen wir – oft unbewusst – in tückische Kommunikationsfallen. Wir bewerten ganz schnell aus unserer Sicht die Situation, wir versuchen, abzulenken oder das Problem zu verallgemeinern, und wir sind schnell dabei, Mitleid zu äußern. Doch durch diese Reaktionen wird sich der Trauernde oder der Betroffene nicht verstanden fühlen. Was brauchen die Menschen wirklich von uns? Brandt machte deutlich, dass Mitleid meist nicht das ist, was sie sich wünschen. Auch nicht professionell gelieferte Fakten, sondern eine wertschätzende, echte Kommunikation und einfühlendes Verstehen. Brandt: Entscheidend sind nicht vermittelte Fakten, sondern wie Solidarität vermittelt und Hilfe angeboten wird.
Frankfurt - 10.03.2012, 07:03 Uhr