Gesetzliche Krankenkassen

Arzneimittelausgaben steigen wieder

Berlin - 07.03.2012, 12:13 Uhr


Die heute offiziell vorgestellten GKV-Finanzergebnisse des vergangenen Jahres wecken Begehrlichkeiten – doch der GKV-Spitzenverband warnt: Die Situation ist nicht so rosig, wie es scheint. Insbesondere sind im Januar 2012 die Arzneimittelkosten wieder deutlich gestiegen.

2011 waren die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen um vier Prozent zurückgegangen. Doch diese ungewohnte Entwicklung, die sich leicht mit den gesetzgeberischen Maßnahmen erklären lässt, ist offenbar wieder beendet. Nach der aktuellen Frühinformation des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) zur Ausgabenentwicklung haben die Kassen im Januar 2012 für Arzneimittel (ohne Impfstoffe) 5,5 Prozent mehr ausgegeben als im Vorjahresmonat. Dies sei hauptsächlich auf die Strukturkomponente zurückzuführen, so der DAV. Denn die Zahl der eingelösten Rezepte erhöhte sich nur um 0,6 Prozent, und die Preise waren nach Angaben des Wissenschaftlichen Instituts der AOK im Januar rückläufig. Selbst die erhöhten gesetzlichen Abschläge der Apotheken und Hersteller an die Kassen übertrafen nur leicht das Vorjahresniveau, sodass in etwa das gleiche Einsparvolumen erzielt wurde. 

Aus Sicht des GKV-Spitzenverbands ist eine nüchterne Betrachtung angebracht. Die Kassen profitierten derzeit noch von dem gesetzlich angehobenen „Großkundenrabatt“, also dem seit 1. August 2010 von 6 auf 16 Prozent angehobenen Herstellerabschlag für verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Festbetrag. Diese Regelung ende aber am 31. Dezember 2013. Und auch ein Blick auf die heute vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) präsentierten Zahlen zeigt, dass die Arzneimittelausgaben schon seit August 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder wachsen. Ein Plus von 1,2 Prozent im vierten Quartal hat dazu geführt, dass sich der deutliche Rückgang von 5,7 Prozent im 1. bis 3. Quartal um rund 1,7 Prozentpunkte im Gesamtjahr 2011 abgeflacht hat. Das Ministerium setzt darauf, dass mit den auslaufenden höheren Zwangsrabatten Ende nächsten Jahres das neue Instrument der Preisverhandlungen bei patentgeschützten Arzneimitteln greifen wird. 

Und so macht auch das BMG trotz der erfreulichen Einsparwirkungen 2011 unmissverständlich deutlich: Auf den erhöhten Herstellerrabatt für Arzneimittel kann derzeit nicht verzichtet werden. Hätte man der Forderung der pharmazeutischen Industrie nach einer frühzeitigen Aussetzung des erhöhten Herstellerrabatts und der Aufhebung des Preismoratoriums nachgegeben, hätten die Zuwachsraten in diesem Jahr wieder im zweistelligen Bereich gelegen, so das Ministerium.

Abseits der positiven Entwicklung im Arzneimittelbereich 2011 verweist der GKV-Spitzenverband darauf, dass die Leistungsausgaben der Kassen insgesamt dennoch um 2,58 Prozent gestiegen sind. Ein genauer Blick auf die Überschussentwicklung der vier Quartale 2011 zeige überdies, dass der isolierte Überschuss im vierten Quartal nur bei 0,087 Milliarden Euro lag – bei 1,52 Milliarden Euro im isolierten dritten Quartal.  


Kirsten Sucker-Sket


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