Multiple Sklerose

Welche Rolle spielen endogene Retroviren?

Düsseldorf - 01.03.2012, 09:22 Uhr


An der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Düsseldorf wird nach dessen Information ein neues internationales Verbundprojekt etabliert. Darin wird der Frage nachgegangen, ob und wie endogene Retroviren den Krankheitsverlauf und Regenerationsmechanismen bei der Multiplen Sklerose (MS) beeinflussen.

Bei der MS handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fehlgeleitet wird und dadurch zelluläre Komponenten des Gehirns und Rückenmarks angreift und zerstört. Ziele dieses Angriffs sind vor allem die Markscheiden, also die Strukturen, die die Nervenfortsätze elektrisch isolieren. Dadurch ermöglichen sie eine schnelle Reizweiterleitung und sind dafür verantwortlich, dass das menschliche Nervensystem effizient arbeiten kann.

Bislang sind die Ursachen der Multiplen Sklerose nur unzureichend geklärt. Man geht allgemein davon aus, dass eine Vielzahl von Faktoren an der Auslösung dieser Krankheit beteiligt ist und den Verlauf bestimmen kann. Virale Komponenten stehen bereits seit einiger Zeit im Verdacht MS (mit)auszulösen, wobei noch keine schlüssigen Beweise dafür erbracht werden konnten. Bei den von dem Forscherkonsortium ins Auge gefassten endogenen Retroviren handelt es sich um im menschlichen Genom integrierte „schlafende“ oder inaktive virale Sequenzen mit der Bezeichnung HERV-W (humanes endogenes Retrovirus-W). Ein Großteil der Bevölkerung besitzt diese Viren. Sie können reaktiviert werden und als virale Bestandteile oder komplette Viren im Blut oder Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit unter anderem von MS-Patienten auftreten.

Ziel des Forschungsverbundes wird es sein, pathologische Effekte viraler Hüllproteine auf Immun-, Gefäß- und Stamm/Vorläuferzellen zu beschreiben und einen neuen Anti-Virus-Antikörper auf seine Wirksamkeit hin zu untersuchen. 

Diese Grundlagenstudien werden von einer klinischen Studie begleitet, bei der Anti-Virus-Antikörper, die von der Firma Geneuro SA (Gründer Hervé Perron) entwickelt wurden, auf ihre Verträglichkeit und therapeutische Wirksamkeit getestet werden. 


Dr. Bettina Hellwig