TV-Beitrag zu schmutzigen Geschäften

Arzneimittelfälschungen und britische Online-Rezepte

Berlin - 29.02.2012, 16:21 Uhr


Das Internet ist Einfallstor für gefälschte Medikamente – Apothekerinnen und Apothekern in Deutschland ist dies wohlbekannt. Der Zoll stellt immer mehr zwielichtige Päckchen mit Arzneimitteln sicher, die entweder gefälscht sind oder ohne Vorlage einer eigentlich notwendigen ärztlichen Verordnung verschickt wurden. Auch dem TV-Magazin Frontal21 war dies ein Bericht wert.

In dem Fernsehbericht wird deutlich gemacht: Der illegale Handel mit Arzneimitteln – seien sie nun gefälscht oder nicht – ist ungemein lukrativ. Zwischen 2005 und 2010 hat sich die Zahl der sichergestellten Arzneimittel verzwanzigfacht, erklärt ein Sprecher des Zollkriminalamtes im Beitrag. Die Gewinnspannen von bis zu 700 Prozent seien deutlich höher als im Drogenhandel. Und so hat die organisierte Kriminalität längst Einzug gehalten.

Frontal21 warnt aber nicht nur in dubiosen Laboren hergestellten Arzneimittel-Fälschungen. Die Sendung zeigt auch auf, wie leicht rezeptpflichtige Arzneimittel über das Ausland zu beziehen sind. So ist es beispielsweise in Großbritannien erlaubt, dass registrierte Online-Ärzte auch Online-Rezepte ausstellen, die wiederum problemlos in dortigen Internetapotheken eingelöst werden können. Die britischen Behörden haben damit keinerlei Problem – für sie ist ein solcher Vorgang legal, selbst wenn die Arzneimittel letztlich in Deutschland landen. Anders sieht es das Bundesgesundheitsministerium. Es hält in solchen Fällen deutsches Recht für anwendbar – und hier sind Ferndiagnosen und online ausgestellte Rezepte nicht zulässig. 

Prof. Harald Schweim von der Uni Bonn glaubt nicht, dass sich derartige Geschäftspraktiken angesichts der für Großbritannien und Deutschland kollidierenden Vorschriften leicht unterbinden lassen. Ob letztlich eine Strafbarkeit vorliegt oder nicht, werde man erst sagen können, „wenn es einmal durch die Mühlen aller juristischen Instanzen – notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof – getrieben worden ist“. Und das kann dauern.

Anlässlich des Fernsehbeitrages meldete sich auch der Hessische Apothekerverband (HAV) zu Wort. „Egal, ob Antibiotika, Krebs- und Malariamedikamente, Schlankheits- und Potenzmittel oder auch die Antibabypille: Es wird alles gefälscht, was Geld bringt“, betonte der HAV-Vorsitzende Peter Homann. Dabei spielten die Verbraucher „russisches Roulette“ mit ihrer Gesundheit, wenn sie bei dubiosen ausländischen Internetanbietern Arzneimittel bestellen. Homann verwies in diesem Zusammenhang auf eine Kampagne der hessischen Apotheken unter dem Motto „Gefälschte Pillen sind nicht lustig“. 

Den Frontal21-Beitrag finden Sie in der ZDF-Mediathek.


Kirsten Sucker-Sket