Ärzte ohne Grenzen appelliert an Geberländer

Myanmar benötigt Geld für HIV- und TB-Therapien

Berlin - 22.02.2012, 14:19 Uhr


Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) weist auf die schlechte medikamentöse Versorgung von Patienten mit HIV oder Tuberkulose (TB) im südostasiatischen Myanmar (Birma) hin. Grund sei, dass der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, TB und Malaria bis 2014 keine Ausweitung der Therapiemöglichkeiten finanziere. Nun setzt man auf neue Impulse von den Geberländern.

Nach einem heute veröffentlichten Bericht der Hilfsorganisation haben in Myanmar derzeit 85.000 HIV-Infizierte keinen Zugang zu dringend benötigten antiretroviralen Medikamenten. 15.000 bis 20.000 Menschen, die mit HIV leben, sterben MSF zufolge jährlich in Birma, weil es an Medikamenten fehlt. Noch seien die HIV-Raten relativ niedrig – doch da die Behandlung meist nicht möglich ist, handele es sich um eine der schwersten Epidemien Asiens. 

Bei der Tuberkulose ist die Prävalenzrate laut MSF dreimal höher als der weltweite Durchschnitt. Birma gehöre zu den 27 Ländern weltweit mit der höchsten Rate an multiresistenter TB. Von den geschätzten 9.300 jährlich neu infizierten Tuberkulosepatienten hätten bisher etwas mehr als 300 Menschen eine Therapie gegen multiresistente TB erhalten. 

Peter Paul de Groote, Landeskoordinator von MSF in Myanmar, sieht die HIV- und TB-Patienten in Myanmar von den Geberländern im Stich gelassen. „Wir sind täglich mit den tragischen Auswirkungen dieser Entscheidungen konfrontiert, mit Schwerkranken und unnötigen Todesfällen.“ 

Myanmar ist das am wenigsten entwickelte Land Südostasiens. Es zählt nach Angaben von MSF zu den Ländern, die weltweit am wenigsten offizielle Entwicklungshilfe erhalten. Dabei leidet es auch unter einem unterfinanzierten staatlichen Gesundheitssystem. Derzeit spricht man wieder über das Land. Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) besuchte Birma diesen Februar und traf dort auch die Friedens­nobel­preis­trägerin und Vorsitzende der Oppo­si­tions­partei, Aung San Suu Kyi. 

Auch die EU-Kommission unterstrich kürzlich, dass sie Birma seit 1996 mit Entwicklungshilfe unterstütze. So seien beispielsweise 18 Millionen Euro in den „Three Diseases Fund“ geflossen, nachdem sich der Globale Fonds für HIV, TB und Malaria 2005 aus dem Land zurückgezogen habe. 2007 sei hier die Arbeit über einen Zeitraum von fünf Jahren aufgenommen worden – insgesamt beläuft sich das Budget dieses Fonds auf 137 Millionen US-Dollar. Die Ergebnisse sind aus EU-Sicht respektabel: Bislang habe man 1,7 Millionen Malariafälle behandeln und 160.000 neue TB-Fälle erfassen können. Zudem habe man 19.000 HIV-Infizierten den Zugang zu antiretroviralen Therapien eröffnet und 625.000 Menschen mit Präventionsprogrammen erreichen können.  

Groote hofft, dass wirklich etwas geschieht: Die Geber müssten Myanmar dabei helfen sicherzustellen, dass mehr Patienten im ganzen Land Therapien gegen HIV und multiresistente TB erhalten. „Wenn HIV- und TB-Behandlungsprogramme jetzt erweitert werden, können weitere Ansteckungen vermieden werden. Leben können gerettet und Geld gespart werden“, so Groote.


Kirsten Sucker-Sket