Retaxationen

Verbände zu BKK-Ankündigung: Zu kurz gesprungen

Berlin - 19.02.2012, 12:31 Uhr


„Zu kurz gesprungen“ - So kommentieren die Apothekerverbände Westfalen-Lippe (AVWL) und Nordrhein (AVNR) die Ankündigung der Betriebskrankenkassen Novitas, Hoesch und Vor Ort, für den Belieferungszeitraum Oktober 2011 bis März 2012 Retaxationen auszusetzen, für den Zeitraum davor jedoch weiter zu retaxieren, die Beträge jedoch vorerst nicht abzusetzen.

„Wir fassen das als erstes positives Signal auf, aber nach Analyse der Verlautbarungen lassen sich keine wesentlichen Änderungen des bisherigen Vorgehens der Betriebskrankenkassen ablesen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Verbandsvorsitzenden Dr. Klaus Michels (AVWL) und Thomas Preis (AVNR). Die Betriebskrankenkassen räumten auf erheblichen Druck von Apotheken, Politik und Öffentlichkeit einige Positionen, für die Mehrzahl der in Streit stehenden Fälle gelte das aber gerade nicht. Vor allem fehle die Klarstellung, dass die Kassen künftig auf Nullretaxationen verzichten.  

Zudem müssten die bislang ausgesprochenen Retaxationen zurückgenommen werden, fordern die Verbände. Grundsätzlich dürfen Apotheker nach Auffassung der beiden Verbände nicht weiter für vermeintliche Verstöße gegen Formalitäten in völlig überzogener Weise bestraft werden. „Es ist ungerecht und nicht akzeptabel, wenn die Kassen trotz einer ordnungsgemäßen Versorgung ihrer Versicherten nicht einmal den Wareneinsatz der Apotheke bezahlen wollen“, so Michels. Die Apothekerverbände erwarten von der für den kommenden Dienstag angekündigten offiziellen Stellungnahme der Betriebskrankenkassen eine vollständige und seriöse Richtungsänderung.  

Das vom BKK-Landesverband Nordwest angekündigte Einlenken von Novitas BKK, BKK vor Ort und BKK Hoesch sei hoffentlich nur ein erstes Signal. Erforderlich sei eine Umkehr im Sinne eines fairen und vertrauensvollen Umgangs zwischen Krankenkassen und Apotheken und der Patientensicherheit. Wenn aufgrund der heftigen öffentlichen Proteste das rigorose Vorgehen der BKK-Abrechnungsfirma Protaxplus nicht länger tragbar sei, dann könne die Umkehr der Betriebskrankenkassen nicht in einem Trippelschritt bestehen.  


Lothar Klein