DAK-Gesundheitsreport 2012

Höchster Krankenstand seit 15 Jahren

Berlin - 14.02.2012, 14:49 Uhr


Der Krankenstand in Deutschland war im Jahr 2011 so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Er stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent an. Das sind durchschnittlich 13,2 Fehltage pro Erwerbstätigem. Immer häufiger sorgen auch psychische Belastungen für Arbeitsausfälle. Zu diesem Ergebnis kommt der DAK-Gesundheitsreport 2012.

„Bei der Entwicklung des Krankenstandes zeigen sich über alle Branchen hinweg bereits die ersten Anzeichen des demografischen Wandels“, sagte DAK-Gesundheit-Chef Herbert Rebscher bei der Vorstellung des Reports am 14. Februar in Berlin. Laut der Bundesagentur für Arbeit habe sich der Anteil der 60- bis 65-Jährigen an allen Erwerbstätigen in den vergangenen elf Jahren fast verdreifacht. Die Rente mit 67 wird Rebscher zufolge diesen Trend noch weiter verstärken. Er prognostizierte außerdem, dass der Krankenstand aufgrund der Demografie auch in den nächsten Jahren beschleunigt ansteigen werde – diesem Trend müsse durch Prävention gegengesteuert werden.

Auch die Zahl der Erkrankungen aufgrund psychischer Belastungen nimmt mehr und mehr zu. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage wegen einer psychischen Erkrankung stieg seit 2006 um 61 Prozent an (von 110 auf 176 im Jahr 2011), berichtete Hans-Dieter Nolting vom IGES Institut. Diese Steigerung mache die Entwicklung innovativer Behandlungen und die Verbesserung eines vernetzten Therapieangebotes erforderlich, so Rebscher. Die DAK-Gesundheit testet deshalb derzeit ein Online-Coachingprogramm gegen leichtere Formen der Depressionen als begleitende Unterstützung im Behandlungsprozess.

Im Mittelpunkt des Gesundheitsreports 2012 stand das Thema Herzerkrankungen. Nach wie vor sterben in Deutschland die meisten Menschen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Dabei steigt das Risiko für einen Herzinfarkt ab etwa 55 Jahren deutlich an. Wegen der rasanten Fortschritte in der Herzmedizin – bessere Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten – und vieler Innovationen habe sich die Versorgung jedoch soweit verbessert, dass die Anzahl der Personen, die an einem Herzinfarkt sterben seit 30 Jahren abnimmt, erklärte Rebscher. Die Zahl der Krankenhausbehandlungen bleibe dagegen konstant.

Auch in diesem Zusammenhang wurden psychosoziale Risikofaktoren als Ursachen für Herzerkrankungen oder einen Infarkt unter die Lupe genommen. So besteht beispielsweise ein mehr als doppelt so hohes Herzinfarktrisiko für Personen mit einer Gratifikationskrise. Eine solche Krise entsteht, wenn für Beschäftigte die Belohnung nicht mehr im Verhältnis zu ihrer Anstrengung steht. Auffällig dabei: Gratifikationskrisen sind je nach beruflichem Status unterschiedlich häufig. „Je größer Selbstbestimmung und Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz sind, umso weniger tritt dieses Problem auf“, so Rebscher. Ebenso gelten Zeitdruck und ein zu hohes Arbeitsaufkommen als Stressfaktoren, die die Entwicklung einer Herzkrankheit verstärken können.


Juliane Ziegler