Neu auf dem Markt

Transthyretin-Stabilisator Tafamidis

08.02.2012, 13:01 Uhr


Tafamidis (Vyndaqel®) ist das erste Arzneimittel für die Behandlung der familiären Amyloid-Polyneuropathie vom Transthyretin-Typ (TTR-FAP) bei erwachsenen Patienten mit symptomatischer Polyneuropathie im Stadium 1.

Die TTR-FAP ist eine seltene, progrediente und tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankung, von der weltweit rund 8.000 Menschen betroffen sind. Sie entsteht durch Mutationen im Transthyretin- (TTR-)Gen. Diese führen dazu, dass instabiles TTR gebildet wird, das sich zu Amyloidfibrillen ansammelt. Diese können sich in unterschiedlichen Organen ablagern, zum Beispiel in den Nerven, den Nieren oder im Herzen, und dort die normale Organfunktion beeinträchtigen. Bei Fortschreiten der Erkrankung verlieren die Betroffenen in vielen Fällen die Gehfähigkeit und sind auf den Rollstuhl angewiesen, werden schließlich bettlägerig und können nicht mehr für sich selbst sorgen.

In der Regel tritt TTR-FAP im jungen Erwachsenenalter (zwischen 30 und 40 Jahren) auf. Anschließend schreitet die Erkrankung langsam fort; das Endstadium ist nach durchschnittlich etwa zehn Jahren erreicht.

Tafamidis ist das erste und derzeit einzige zugelassene Arzneimittel, das ein Fortschreiten peripherer neurologischer Störungen bei diesen Patienten verzögern kann. Es wirkt als spezifischer Transthyretin-Stabilisator: Es bindet an den beiden Thyroxin-Bindungsstellen der nativen tetrameren Form von TTR und verhindert so die Aufspaltung in Monomere, die verklumpen können. So soll Tafamidis verhindern, dass falsch gefaltete Proteine entstehen und es infolgedessen zu den schädlichen Amyloidablagerungen kommt. 

In der zulassungsrelevanten Studie wurde die Stabilisierung von Transthyretin bei 98 Prozent der Patienten unter Einnahme von Tafamidis und bei keinem Patienten unter Einnahme von Placebo nach 18 Monaten in vitro gezeigt. Bei dieser Studie handelt es sich um eine 18-monatige, multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie zur Beurteilung der Sicherheit und der Wirksamkeit von Tafamidis in der Dosierung von 20 mg einmal täglich. Untersucht wurden 128 Patienten mit einer Amyloid-Polyneuropathie vom TTR-Typ und einer V30M-Mutation, die sich überwiegend im Stadium 1 befanden. Nach 18-monatiger Behandlung waren in der Tafamidis-Gruppe mehr Patienten, bei denen eine geringere Verschlechterung der neurologischen Funktion festgestellt wurde, als in der Placebogruppe. Die Patienten in der Tafamidis-Gruppe wiesen auch einen verbesserten Ernährungszustand auf als die Patienten in der Placebogruppe.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen von Tafamidis waren insbesondere Diarrhö, Schmerzen im Oberbauch sowie Harnwegs- und Vaginalinfektionen.

Literatur: Fachinformation zu Vyndaqel®, Stand November 2011.


Dr. Bettina Hellwig