Mikronährstoffe

Neue Referenzwerte für die Vitamin D-Zufuhr

16.01.2012, 12:26 Uhr


Vitamin D ist seit langem Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten. Eine Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat nun die wissenschaftliche Datenlage zu Vitamin D bewertet. Ausgehend davon hat sie neue Referenzwerte für die Vitamin D-Versorgung herausgegeben.

Das fettlösliche Vitamin D nimmt unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein, da es nicht nur über die Nahrung zugeführt wird, sondern vom Menschen auch selbst durch UVB-Licht gebildet werden kann. Die körpereigene Vitamin D-Bildung in der Haut ist allerdings abhängig von Breitengrad, Jahres- und Tageszeit, Witterung, Kleidung, Aufenthaltsdauer im Freien sowie dem Hauttyp. Um 10 µg Vitamin D zu bilden, muss sich ein Mensch mit dem Hauttyp III (mittelhelle Haut, braunes Haar, helle bis dunkle Augen, bräunt langsam und bekommt nur manchmal einen Sonnenbrand) von April bis Oktober auf dem 42. Breitengrad (z. B. Barcelona) zur Mittagszeit mit zu einem Viertel unbedeckter Haut schätzungsweise drei bis acht Minuten in der Sonne aufhalten. In Deutschland reicht die Stärke der Sonnenbestrahlung nur ca. sechs Monate im Jahr aus, um eine ausreichende Vitamin D-Bildung zu gewährleisten. 
Über die Nahrung wird Vitamin D hauptsächlich durch fettreichen Fisch (z. B. Hering oder Makrele) sowie in deutlich geringerem Umfang durch Leber, Eigelb, (mit Vitamin D angereicherte) Margarine und einige Speisepilze zugeführt. Im Schnitt nehmen Jugendliche und Erwachsene über die Ernährung bei uns zwischen 2 und 4 µg Vitamin D pro Tag auf.

Zahlreiche Forschungsarbeiten weisen auf den hohen gesundheitlichen Stellenwert von Vitamin D hin. Die Arbeitsgruppe der DGE kommt aktuell in ihrer Auswertung zu dem Schluss, dass die derzeitige Beweislage eindeutig bestätigt, dass eine gute Vitamin D-Versorgung bei älteren Menschen das Risiko für Stürze, Knochenbrüche, Kraftverlust, Mobilitäts- und Gleichgewichtseinbußen sowie vorzeitigen Tod senken kann. Hypothesen wie eine Risikosenkung für Krebskrankheiten oder Diabetes mellitus durch Vitamin D konnten dagegen nicht bewiesen werden. 

Die Vitamin D-Versorgung wird anhand der 25-Hydroxyvitamin D-Serumkonzentration beurteilt. Diese Serumkonzentration reflektiert die Vitamin D-Zufuhr und die endogene Synthese. In Übereinstimmung mit dem US-amerikanischen Institute of Medicine sieht die DGE eine 25-Hydroxyvitamin D-Serumkonzentration von mindestens 50 nmol/l als die Konzentration an, die eine wünschenswerte Vitamin D-Versorgung widerspiegelt. 
Für Kinder (ab einem Jahr), Jugendliche und Erwachsene beträgt der Schätzwert (= Referenzwert) für die Vitamin D-Zufuhr bei fehlender endogener Synthese 20 µg pro Tag. Von diesen 20 µg werden bei Kindern 1 bis 2 µg und bei Jugendlichen und Erwachsenen 2 bis 4 µg pro Tag über die Ernährung mit den üblichen Lebensmitteln zugeführt. Diese Menge reicht nicht aus, um den Schätzwert für die Zufuhr zu erreichen, der die gewünschte 25-Hydroxyvitamin D-Serumkonzentration sicherstellt. Die Differenz zum Schätzwert muss demzufolge über die körpereigene Bildung und/oder über die Einnahme eines Vitamin D-Präparates gedeckt werden. Bei häufiger Sonnenexposition sieht die DGE die Möglichkeit, dass die gewünschte Vitamin-D-Versorgung ohne Einnahme eines Vitamin D-Präparates erreicht werden kann. Für Personen, die sich bei Sonnenschein kaum oder gar nicht bzw. nur vollständig bekleidet im Freien aufhalten, oder Personen mit dunkler Hautfarbe empfiehlt die Gesellschaft zur Sicherstellung der gewünschten 25-Hydroxyvitamin D-Serumkonzentration in unseren Breiten jedoch ein Vitamin D-Präparat. 

In der Altersgruppe ab 65 Jahren ergibt sich der DGE zufolge eine stärkere Notwendigkeit des Einsatzes eines Vitamin-D-Präparates, da im Alter die Vitamin D-Syntheseleistung deutlich abnimmt. Halten sich Ältere zudem weniger im Freien auf, nimmt der Beitrag der endogenen Synthese zur Versorgung zusätzlich ab. Dies ist insbesondere bei mobilitätseingeschränkten, chronisch kranken und pflegebedürftigen älteren Menschen oft der Fall. 

Der Schätzwert für die Vitamin D-Zufuhr bei Säuglingen beträgt 10 µg pro Tag. Er wird durch die Gabe einer Vitamin D-Tablette zur Rachitisprophylaxe ab der 1. Lebenswoche bis zum Ende des 1. Lebensjahres bei gestillten und nicht gestillten Säuglingen erreicht. Die Gabe erfolgt unabhängig von der endogenen Vitamin D-Produktion und der Vitamin D-Zufuhr durch Frauenmilch bzw. Säuglingsmilchnahrung. 


Dr. Beatrice Rall


Das könnte Sie auch interessieren

Viele profitieren von einer Supplementierung

Neues zu Vitamin D

Häufig gestellte Fragen zum Vitamin D: Drei Experten – drei Meinungen

Sonne oder Supplemente?

Beratungswissen rund um Vitamin-D-aktive Verbindungen

Vitamin D für alle?

Aktuelle Studien zeigen Schutzeffekte

Mit Vitamin D gegen Asthma und Allergien

Prävention beginnt schon im Herbst

Vitamin-D-Gabe nur bei echtem Mangel

Mögliche Gründe für eine erfolglose Vitamin-D-Supplementation

Wenn die Spiegel nicht steigen …