Brustimplantate

BfArM empfiehlt Silikon-Entfernung

Berlin - 09.01.2012, 15:37 Uhr


Als Reaktion auf den Skandal um schadhafte Brustimplantate empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) den betroffenen Frauen, die gefährlichen Silikonkissen vorsichtshalber entfernen zu lassen.

„Wie dringend eine Entnahme im Einzelfall ist, hängt wesentlich davon ab, wie lange die Patientin das Implantat bereits trägt. Dies sollte deshalb vor jeder Operation zwischen Arzt und Patientin besprochen werden,“ so das BfArM in einer aktuellen Pressemitteilung. Dem Institut liegen Mitteilungen von Ärzten, Fachgesellschaften und Kliniken vor, nach denen das Silikon auch aus solchen Implantaten vermehrt und im Zeitverlauf zunehmend austreten („ausschwitzen“) kann, bei denen keine Rissbildung vorliegt. Es sei die Pflicht von Ärzten und Kliniken, entsprechende Schadensfälle zu melden, heißt es in der BfArM-Mitteilung weiter. Nur so könnten Maßnahmen zur Risikominimierung getroffen werden.

Bereits im April 2010 meldete die französische Gesundheitsbehörde, dass die Implantate der französischen Firma Poly Implant Prothese (PIP) nicht mit dem ursprünglich vorgesehenen und dafür spezifizierten Silikongel gefüllt sind. Die Vermarktung, der Vertrieb und die weitere Verwendung der Brustimplantate wurden dem Unternehmen europaweit untersagt.

Der GKV-Spitzenverband kündigte an, die Kosten für entsprechende Eingriffe grundsätzlich durch die gesetzlichen Krankenkassen zu übernehmen. Aus Sicht der Kassen müssten Patientinnen, die die Implantate aus rein ästhetischen Gründen erhielten, jedoch an den Kosten beteiligt werden. Schönheitsoperationen seien lukrativ für Ärzte, sagte GKV- Sprecher Florian Lanz. „Wir fordern die Ärzte auf, ihre Patientinnen mit den Folgekosten ihres ärztlich-unternehmerischen Handelns jetzt nicht alleine zu lassen.“ 

Laut PIP-Geschäftsführer Jean-Claude Mas wurden 75 Prozent der Brustimplantate mit dem umstrittenen Gel gefüllt. Nach Informationen von „Welt-online“ wurde seit 2001 nicht das von den Gesundheitsbehörden zugelassene Silikongel Nusil, sondern eine PIP-eigene Mischung zur Füllung der Implantate verwendet. Medienberichten zufolge habe Mas eingeräumt, die Behörden bewusst getäuscht zu haben, um Kosten zu sparen. 

Weltweit sollen zwischen 400.000 und 500.000 Frauen minderwertige PIP-Silikonkissen erhalten haben. In Deutschland wurden bis Ende Dezember 19 Fälle von gerissenen Implantaten bekannt.

Trotz der aufgetretenen Probleme hält das Gesundheitsministerium eine strengere Regulierung des Medizinprodukte-Marktes für unnötig. Die geltenden europäischen Vorschriften seien ausreichend, sagte eine Ministeriumssprecherin.


Svenja Schwob