Drogen-Jahresberichte

Drogenkonsum in Deutschland unverändert

Berlin - 15.11.2011, 17:10 Uhr


Die Verbreitung des Konsums illegaler Drogen in Deutschland hat sich kaum verändert. Dies verkündete die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans (FDP) anlässlich der heutigen Vorstellung der Jahresberichte der Deutschen und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD und EBDD).

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist die Entwicklung im Bereich Cannabiskonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland positiv: Laut einer aktuellen Repräsentativerhebung konsumierten fünf Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 12,7 Prozent der 18- bis 25-Jährigen innerhalb der letzten zwölf Monate vor der Befragung Cannabis – bei den jungen Erwachsenen waren es im Jahr 2004 zwar gleichviele, bei den 12- bis 17-Jährigen hingegen waren es noch 5,1 Prozent mehr (10,1 Prozent). Einen Rückgang im Cannabis- und im Kokainkonsum bestätigte auch der heute in Lissabon vorgestellte Jahresbericht der EBDD.

Die Mitgliedsstaaten stehen jedoch vor neuen Problemen bei neuen synthetischen Drogen und Konsummustern, bei denen zahlreiche Substanzen parallel konsumiert werden. „Immer mehr synthetische Drogen und sogenannte „Legal Highs“ gelangen auf den Drogenmarkt“, erklärte Frank Tempel, drogenpolitischer Sprecher der Links-Fraktion. Er hält die anhaltende Verbotspraxis für einen Anreiz dieser Entwicklung und fordert daher ein Umdenken in der Drogenpolitik – hin zur Einführung von sogenannten „Drug-Checking-Projekten“ und einer Entkriminalisierung der Konsumenten auf Basis eines funktionierenden Jugend- und Verbraucherschutzes. Die Links-Fraktion forderte schon mehrfach eine Legalisierung harter Drogen.

Ein besonderes Thema des deutschen Jahresberichts ist die Situation der Kinder suchtkranker Eltern: Schätzungen zufolge leben in Deutschland 30.000 bis 60.000 Kinder von drogenabhängigen Eltern. Sie sind besonders häufig von Armut und sozialer Benachteiligung betroffen und leiden durch die frühzeitige Schädigung im Mutterleib teilweise unter Entwicklungsverzögerungen oder Missbildungen. Die Drogenbeauftragte will sich daher dafür einsetzen, die Situation der betroffenen Kinder zu verbessern. Als ersten erfolgreichen Schritt sieht sie das neue Bundeskinderschutzgesetz: „Die öffentliche Jugendhilfe wird nun durch das Gesetz verpflichtet, bei einer von Sucht betroffenen Familie mit den örtlichen Suchtberatungsstellen zusammenzuarbeiten“, so Dyckmans.

Zum weiteren Schwerpunktthema, der drogenbezogenen Gesundheitspolitik und Gesundheitsförderung in Haft, erklärte die Drogenbeauftragte: „Die Versorgungssituation von Drogenabhängigen in Haftanstalten entspricht noch längst nicht der von Nichtinhaftierten. Um hier die Möglichkeiten der Verbesserung auszuloten und insbesondere mehr schadensminimierende Hilfen anzubieten, stehe ich in Kontakt mit dem Strafvollzugsausschuss der Länder.“ Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 30 Prozent der männlichen und 50 Prozent der weiblichen Gefängnisinsassen in Deutschland intravenöse Drogenkonsumenten sind. Diese Konsumform ist bekanntlich mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden, etwa HIV- oder Hepatitisinfektionen.


Juliane Ziegler