Europa

Slowenien drückt weiter auf Arzneimittelpreise

11.11.2011, 14:30 Uhr


Wie Germany Trade and Invest (GTAI) mitteilt, kämpft Sloweniens staatliche Krankenkasse (ZZZS) trotz der bereits 2010 vorgenommenen Sparmaßnahmen mit einem steigenden Defizit. Der Grund liegt vor allen in erhöhten Aufwendungen für teure Arzneimittel und für Medizinprodukte.

Erst Ende 2010 hatte das slowenische Gesundheitsministerium neue Preisregulierungen für Arzneimittel eingeführt. So waren unter anderem die Preise (Herstellerabgabepreise) für Generika von 82 auf 78% der jeweiligen Referenzpreise gesenkt worden, die auf Basis der Preise in Österreich, Deutschland und Frankreich errechnet werden. Anbieter innovativer Arzneimittel waren zu weiteren Preisnachlässen aufgefordert worden, die die erstattungsfähigen Preise auf 94% des Referenzpreisniveaus sinken ließen.

In den bisherigen Geschäftsergebnissen der ZZZS haben sich diese Sparmaßnahmen allerdings kaum niedergeschlagen. So sind die Ausgaben für teure innovative Präparate in den ersten acht Monaten 2011 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 7,2% auf 41,7 Mio. Euro gestiegen.

Nun liegt ein Vorschlag des Gesundheitsministeriums für neue Preisabschläge vor. Demnach sollen die Herstellerabgabepreise für Generika auf der ZZZS-Preisliste höchstens noch 70% und für Originalmedikamente 92% des jeweiligen Referenzpreises ausmachen. Dies würde auch zu unmittelbaren Rückwirkungen auf die Arzneimittelpreise im benachbarten Kroatien führen, das neben Frankreich und Italien auch Slowenien als Referenzland für die Preisermittlung heranzieht.

Daneben wird eine Reduktion des Erstattungsrahmens bei den Arzneimitteln auf der so genannten „Zwischenpreisliste“ mit bisher 10% Erstattung auf dann nur noch 5% angedacht. Derzeit gibt es in Slowenien drei gesonderte Listen mit 100, 75 oder 10% Erstattung.

Erstmals soll außerdem auch Druck auf die Großhandelspreise ausgeübt werden. Gemäß Entwurf ist vorgesehen, die durchschnittliche Marge auf 6,5% zu senken. Sie liegt derzeit im Mittel bei 8% und kann je nach Höhe des Herstellerabgabepreises zwischen 2 und 10% betragen. Bei Arzneimitteln, die mehr als 1055,25 Euro kosten, ist sie gegenwärtig auf maximal 30,03 Euro begrenzt.

Anfang Dezember 2011 stehen in Slowenien Parlamentswahlen an. Auch im Falle eines Regierungswechsels stehen die Aussichten, dass es zu diesen oder ähnlichen Eingriffen in den Arzneimittelmarkt kommen wird, jedoch recht gut, meint GTAI, denn auch die derzeitige größte Oppositionspartei ist dafür, notwendige Einsparungen im Gesundheitssektor durch eine straffere Regulierung des Arzneimittelbereichs herbei zu führen.


Dr. Helga Blasius